Schallplattensüchtig – eine Story über Plattensammler und die größte Sammlung der Welt

Was zeichnet einen Schallplattensammler aus. Es geht los bei dem Aufbau der Sammlung, nach den ersten einhundert Schallplatten muss eine Struktur in die Sammlung. Man sortiert nach Interpret, nach Musikrichtung oder nach dem Plattenlabel. Irgendwann ist man soweit von einem Interpreten alles haben zu wollen, oder nur japanische Jazzplatten vielleicht aber auch von einem bestimmten Label alle Techno LP´s. In diesem Fall heißt das nicht nur die einzelnen LP´s eines Interpreten sondern wirklich alle Platten. Es gibt einen Sammler der alleine von den Beatles über 6.000 LP´s und CD´s hat. Ein Italiener verfügt über die weltweit größte Sammlung an farbigen Vinyl´s. Es gibt Sammler von Elvis Presley LP´s die sich ihre Errungenschaften doppelt kaufen, eine zum abspielen, die andere geht ungespielt ins Regal. Wer so dem Schallplattensammeln verfallen ist, ist in der Regel ein Experte im jeweiligen Sammelgebiet.

So beginnt die Suche in Plattenläden und auf Plattenbörsen, vor allem aber im Internet auf Plattformen wie eBay, Discogs, GEMM oder bei spezialisierten Online-Händlern.

Ein Sammler jedoch übertrifft alle. Der brasilianische Geschäftsmann José Roberto „Zero“ Alves Freitas hat es bis zum heutigen Tag geschafft die größte Sammlung der Welt aufzubauen. Es handelt sich um die unglaubliche Anzahl von ca. 8.000.000 Schallplatten. Zum Vergleich dazu ist die Anzahl an CD´s die Freitas gesammelt hat gering, „bescheidene 100.000 CD´s“. Freitas kam 1955 zur Welt, sein Spitzname zur Schulzeit war „Zero“. Den Grundstock zu dieser gigantischen Sammlung wurde bereits in seiner Kindheit gelegt. Sein Vater schenkte ihm einen Schallplattenspieler, zum gekauften Paket legte der Verkäufer noch 200 LP´s dazu. Auch Freitas Mutter hatte einen großen Einfluß auf ihren Sohn, sie selbst hatte eine Sammlung von ca. 500 LP´s. Als Jugendlicher kaufte er seine erste Schallplatte „Roberto Carlos Sings to the Children“, einem später sehr erfolgreichen brasilianischen Interpreten. Nun ging es Schlag auf Schlag. Als er mit der High School fertig war hatte er bereits 3.000 LP´s bis nach seinem 30 Geburtstag war die Sammlung mittlerweile auf über 30.000 Exemplare angewachsen. Mit 40 Jahren übernahm Freitas das familieneigene Busimperium welches er im Laufe der Jahre immer erfolgreicher ausbaute. Im Billboard Magazin wurden Anzeigen geschaltet „wir zahlen höhere Preise als alle anderen“ und es wird jede Sammlung gekauft. Freitas kauft ganze Sammlungen von Plattenfirmenchefs, Musikkritikern oder auch LP´s von Berühmtheiten, wie z.B. die Sammlung von Bob Hope. So eine Sammlung kann man alleine nicht aufbauen, so hat Freitas in vielen Metropolen Scouts im Einsatz die für ihn auf der Suche nach bestimmten Stücken oder auch ganzen Sammlungen sind. In seiner brasiliansichen Heimat São Paulo ist eine Lagerhalle angemietet und ein Team wurde angestellt um die ganzen LP´s zu katalogisieren. Sollte Freitas keine weiteren Platten kaufen, so schätzt er ist sein Team gute 20 Jahre beschäftigt alle Daten in eine Datenbank einzugeben. Die Schallplatten kommen aus aller Welt an, manchmal sogar ganze Frachtcontainer. Zum Teil werden Restbestände unter falschen Namen gekauft nur um die Anonymität von Freitas zu wahren. Freitas selber hat bis heute nicht eine Platte zum Verkauf angeboten.

Jedoch beschäftigt ihn zunehmend die Frage was passiert mit all den Schallplatten. In einem Bereich der Lagerhalle gründet er ein eigenes Projekt, er nennt es „Emporium Musical“. Eine Art eigene Bibliothek in der es auch möglich sein soll mehrfach vorhandene LP´s auszuleihen.

Abgetrennt von diesem Archiv bewahrt Freitas im Keller einen Privatbestand von vielen Tausend Schallplatten auf, u.a. auch seine erste Schallplatte von Roberto Carlos und weitere 1.793 weitere Platten von diesem Künstler. Daneben sind weitere wertvolle Stücke wie die Sammlung eines Jazzkritikers. Überwiegend original signierte Platten von Dave Brubeck, Duke Ellington, Ella Fitzgerald, Leonard Bernstein uvm.

In manchen südamerikanischen und afrikanischen Ländern sind bis zu 80 Prozent der Musik nie digital gesichert worden. Die Platten sind zum Teil schwer zu bekommen. Alleine aus Kuba besitzt er über 100.000 Schallplatten, vermutlich fast alles was dort jemals auf Vinyl erschienen ist. Freitas beschäftigt diese Tatsache sehr und meint dazu: „Sie müssen unbedingt gerettet werden“. Im übrigen soll es in São Paulo die meisten Plattenläden weltweit geben.

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