Vintage, Vinyl & Lifestyle – wenn die Vergangenheit modern wird!

Vintage, Vinyl & Lifestyle – wenn die Vergangenheit modern wird!

Vintage ist Lifestyle und ein Megatrend der letzten 20 Jahre. Junge Leute schwatzen ihren Großeltern plötzlich Mode von Macklemore, alte Schreibmaschinen, Fahrräder, Toaster und den Plattenspieler sowieso ab. Die Gegenstände haben oft die letzten 30 Jahre auf dem Dachboden verbracht, doch nun sind sie plötzlich hipp.

Was ist an Vintage so faszinierend?

Zunächst einmal: Diese Sachen sind historisch und werden nicht mehr produziert. Dass so etwas Faszination erzeugt, ist aus der Oldtimerszene schon lange bekannt. Doch bei den vielen genannten Alltagsgegenständen kommt noch etwas anderes hinzu: Diese einzigartigen Stücke sind nicht nur nostalgisch, sondern setzen sich auch auf angenehme Weise von der heutigen Massenproduktion ab, die Massentrends bedienen muss.

Ist Vintage = Retro = Vintage?

Nein, keinesfalls. Es gibt kleine, feine und dabei bedeutungsschwere Unterschiede. Zunächst einmal ist nicht alles automatisch gut, was alt ist. Doch noch wichtiger ist der echte Unterschied zwischen Vintage und Retro, wenn diese Begriffe richtig verwendet werden:

  • Zu Vintage (wörtlich „Jahrgang“, im übertragenen Sinne „alt und erlesen“) gehören echte alte Gegenstände oder auch Bekleidung, die es in Second-Hand-Läden, auf Flohmärkten und bei Oma auf dem Dachboden gibt.
  • Retro meint eigentlich neu produzierte, aber auf alt gestyle Gegenstände. Es gibt sogar Retrogrammophone, zu denen man dann eine Sammlung echt alter Vinylplatten erwerben kann.

Diese Begrifflichkeiten werden nicht immer exakt verwendet und oft sogar gemischt, doch die hier genannten Definitionen sind allgemein anerkannt. Bemerkenswert ist dabei, dass sich Retro so gut verkauft: Das nostalgische Bedürfnis nach Dingen aus der „guten alten Zeit“ ist in uns offensichtlich so stark verwurzelt, dass die echten Dinge, die es aus jener Zeit gibt, nicht genügen. Man muss sie nachproduzieren.

Wo gibt es Vintage und Retro?

Mit beidem wird schwunghafter Handel – auch online – betrieben, wobei echt Vintage noch am ehesten relativ günstig auf Flohmärkten zu finden ist, wenn man das richtige Auge dafür und auch das richtige Verhandlungsgeschick mitbringt. Viele Händler wissen gar nicht genau, welche Schätze sie da feilbieten. Sie haben nur eben mal Omas Dachboden beräumt und möchten die Stücke nun loswerden. Es gibt für Vintage und Retro natürlich auch ausgewiesene Fachgeschäfte, die ansonsten zum Beispiel Antiquitäten inklusive antiker Möbel anbieten. Auf eBay wird viel Vintage angeboten, auch spezielle Apps wie Shpock gibt es dafür. Einige Apps haben sich auf Bekleidung spezialisiert, wobei hier wirklich 30 bis 50 Jahre alte Kleider gemeint sind (Kleiderkreisel, Asos Marketplace und weitere), in Second-Hand-Läden ist auch immer wieder das eine oder andere gute Stück zu finden. Wer Glück hat, zahlt pro Kilo und damit sagenhaft wenig. Wer selbst verkaufen möchte, mietet ein Regalfach.

Was macht die Faszination von Vintage aus?

Es ist etwas Besonderes und bedient nostalgische Gefühle, die nichts weiter bedeuten, als dass wir frühere Zeiten verklären. Vor allem aber heben wir uns damit von der Masse ab (siehe oben). Doch es kommt auch der Aspekt der Wiederverwendung ins Spiel, denn Vintage schont natürlich auch Ressourcen und vermeidet Müll. Selbst die Produktionsbedingungen für die alten Stücke müssen wir nicht anzweifeln – im Gegensatz zu denen der heutigen Fast Fashion. Vintage ist aufgrund seiner Beliebtheit übrigens nicht billig:

  • Ein guter VW BUS T 1 (Baujahre 1950 – 1967) kostet heute um 40.000 Euro.
  • Ein Highend-Verstärker der Kultmarke Accuphase (ab 1990, Model E-530) kostet um 3.800 Euro.
  • Schallplatten sind um 50 % teurer als CDs mit den gleichen Aufnahmen.
  • Eine Leica Model 20003 kostet heute um 8.200 Euro, eine Leitz Leica C Non Standard Luxus sogar 50.000 Euro.
  • Ein Kühlschrank der italienischen Marke SMEG kann leicht 5.000 Euro kosten.

Die Fans geben das Geld gern aus, denn Vintage und auch Retro führen sie zu ihren Wurzeln zurück. Der Modedesigner Cameron Silver bringt es auf den Punkt: Wir alle schöpfen aus der Vergangenheit, aus der wir unsere Gegenwart erschließen.

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