Am 03. Oktober 2017 wurde die Staatsoper wiedereröffnet, mit einer Musiktheaterpremiere von „Szenen aus Goethes Faust“ von Robert Schumann. Inszeniert wurde die großartige Eröffnung von Intendant Jürgen Flimm. Nach dem Eröffnungsreigen wird das Opernhaus für zwei Monate wieder schließen, um die neue Technik den Erfordernissen des Opernbetriebs anzupassen bevor dann am 07. Dezember 2017 der offizielle Spielbetrieb wieder aufgenommen wird.
Aber blicken wir zurück in der Geschichte dieses kulturhistorisch bedeutendsten Theaterbaus in Berlin. Im Volksmund wurde das Gebäude auch „Lindenoper“ genannt und war Teil des Forums Fridericianum und wurde als Königliche Hofoper von 1741 bis 1743 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Stil des Palladianismus erbaut. Sie war das erste freistehende Opernhaus Deutschlands und zur damaligen Zeit nicht nur das größte Operngebäude in Europa sondern auch das erste eigenständige Theatergebäude Europas. Die Grundsteinlegung erfolgte im September 1741. Architektonisches Vorbild war u. a. Andrea Palladios Villa La Rotonda bei Vicenza, gut erkennbar an der Schauseite. Am 07. Dezember 1742 wurde die Königliche Oper, noch vor der endgültigen Fertigstellung, eröffnet. Ab 1755 wurde die Konzerttätigkeit der Hofkapelle in der Stadt zunehmend bedeutsam.
Im Jahr 1786 erfolgten erste große Umbaumaßnahmen von Friedrich Wilhelm II. beauftragt. Anlässlich eines Benefizkonzertes zugunsten der Witwe von Wolfgang Amadeus Mozart erklangen erstmals Ausschnitte seiner Opern in – für das Bürgertum verständlicher – deutscher Sprache.
1811 vereinten sich die Hofoper und das Nationaltheater zu den Königlichen Schauspielen. Wenig später, unter dem ersten preußischen Generalmusikdirektor Gaspare Spontini, hatte die „Preußische Hofkapelle“ bereits 94 Musiker unter Vertrag. Spontini sorgte für eine erhebliche Verbesserung der Qualität des Orchesters und richtete darüber hinaus einen Fonds für in Not geratene Kapellmitglieder ein.
1821 wurde Carl Maria von Webers „Freischütz“ im neu erbauten „Schinkelschen Schauspielhaus“ am Gendarmenmarkt uraufgeführt. 1842 begründete Gottfried Wilhelm Taubert die Reihe der Sinfoniekonzerte, deren Leitung im ersten Jahr Felix Mendelssohn Bartholdy übernahm. In der Nacht vom 18. zum 19. August 1843 brannte das Opernhaus bis auf die Grundmauern ab.
König Friedrich Wilhelm IV. beschloss den sofortigen Wiederaufbau. Nach Plänen des Architekten Carl Ferdinand Langhans wurde das Opernhaus bereits nach etwas mehr als einem Jahr mit Giacomo Meyerbeers „Ein Feldlager in Schlesien“ neu eröffnet. Als bedeutendste Neuerung entstand der großzügige Zuschauerraum mit vier Rängen und annähernd 1800 Plätzen. Weitere Verbesserungen waren die Verbreiterung des Bühnenhauses, ein neues Giebelrelief sowie technische Erneuerungen. 1847 wurde Otto Nicolai Dom- und Hofoper-Kapellmeister. Zwei Jahre später dirigierte er seine Uraufführung der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde sowohl das Opernhaus als auch die Hofkapelle zunehmend interessant für bedeutende Künstler. Durch die Verpflichtung von Richard Strauss als Hofkapellmeister und Dirigenten wie Joseph Sucher, Karl Muck und Felix von Weingartner wuchs dem Orchester internationales Renommee zu.
Im Jahr 1918 erfolgte die Umbenennung in Staatsoper „Unter den Linden“ und Staatskapelle. 1925 wurde Alban Bergs „Wozzeck“ unter Erich Kleiber in Anwesenheit des Komponisten uraufgeführt. Als Assistent von Kleiber fungierte von 1921 bis 1925 der Komponist Dimitri Mitropoulos.
In den Jahren 1926 und 1927 wurde das Gebäude erneut umgebaut. Die Wiedereröffnung des umgebauten Opernhauses fand im Jahr 1928 mit einer Neuinszenierung der Zauberflöte statt.
Während der Zeit des Nationalsozialismus unterstand das Haus als Preußisches Staatstheater dem Ministerpräsidenten Hermann Göring. Jüdische Sänger, Musiker, Dirigenten und andere Mitarbeiter wurden aus dem Hause gedrängt. Der Dirigent Wilhelm Furtwängler setzte sich nachweislich für jüdische Musiker ein, versteckte unter hohem persönlichen Risiko einige von ihnen in seiner Wohnung. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Staatsoper am 10. April 1941 durch Luftangriffe der Alliierten schwer beschädigt. Adolf Hitler befahl den Wiederaufbau. Am 12. Dezember 1942 fand die Neueröffnung mit den Meistersingern von Nürnberg von Richard Wagner unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler statt. Nach einem zweiten Luftangriff am 3. Februar 1945 wurden Teile des Bühnenhaus und Teile des Zuschauersaals zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diskutierte der Magistrat sowohl über eine Umnutzung des Opernhauses zur Musikhochschule als auch über dessen Abriss. Im Jahr 1951 wurde entschieden, es wieder aufzubauen. Am 11. April 1953 wurde „Unter den Linden“ Richtfest gefeiert. Die Spielstätte bekam auf Anregung Erich Kleibers den Namen „Deutsche Staatsoper Berlin“ Traditionsspielstätte der Staatskapelle Berlin und wurde am 4. September 1955 mit einer festlichen Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ unter der Leitung von Franz Konwitschny wiedereröffnet.
Der Architekt Richard Paulick war maßgeblich an den Ausführungen beteiligt. So ist beispielsweise der Apollosaal mit seiner Ornamentik, angelehnt an Knobelsdorffs Parolesaal im Schloss Sanssouci in Potsdam. Ebenso ist der für sozialistische Verhältnisse ungewöhnlich prachtvolle Zuschauerraum mit seinen nunmehr nur drei Rängen ein Zeugnis für das kulturelle Selbstverständnis der frühen 1950er Jahre.
Durch den Mauerbau 1961 konnten Künstler aus dem Westteil der Stadt nicht mehr in der Staatsoper mitwirken. Um die Tradition des Ensembles zu retten, wurden Kollegen anderer Orchester und Absolventen aller vier Musikhochschulen der DDR nach Berlin beordert, der Chor eines DDR-Folklore-Ensembles sowie Absolventen der DDR-Ballettschulen und Solisten aus den osteuropäischen Volksrepubliken wurden in das Staatsopern-Ensemble übernommen. Unter der Leitung von Otmar Suitner von 1964 bis 1990 und Heinz Fricke (Generalmusikdirektor 1961–1992) entwickelte sich das Opernhaus zu einem beachteten Ensemble in Europa. Kontinuierliche Plattenproduktionen und Gastspiele in östlichen und westlichen Ländern Europa sowie auf anderen Kontinenten legen Zeugnis davon ab.
Bei einer Sanierung Mitte der 1980er Jahre wurde der Schriftzug „Deutsche Staatsoper“ am Portikus durch den lateinischen aus der Entstehungszeit „FRIDERICUS REX APOLLINI ET MUSIS“ („König Friedrich [widmet dieses Gebäude] dem Apollo und den Musen“) ersetzt.
Nach dem Fall der Mauer ergaben sich neue Perspektiven. Der Musiker Daniel Barenboim interessierte sich für die Staatsoper „Unter den Linden“. Während eines Gastspiels des Ensembles in Japan 1990 kam es zu einer ersten Begegnung und anschließend zu einem Vertrag mit ihm. Seit 1992 leitet er das Haus als künstlerischer Leiter; seit dem Jahr 2000, als Generalmusikdirektor auf Lebenszeit gewählt, auch die der Staatskapelle Berlin.
Am 6. Dezember 1992 wurde der Verein der Freunde und Förderer der Staatsoper „Unter den Linden“ e. V. Gegründet. Zu seinen Gründungsmitgliedern gehören Hans-Dietrich Genscher, Friede Springer, Teddy Kollek und Henry Kissinger.
Nach der Jahrtausendwende war eine bauliche Sanierung der Lindenoper geplant die zu heftigen Diskussionen führte. Proteste deutscher und internationaler Künstler erzwangen das Eingreifen von Klaus Wowereit, dem damaligen Regierenden Bürgermeister und Kultursenator in Personalunion. Die Sanierung wurde Mitte 2008 neu ausgeschrieben; in den neuen Auflagen wurde eine stärkere Berücksichtigung des Denkmalschutzes gefordert, die Gestaltung des Innenraums müsse sich am Vorbild des Architekten Richard Paulick orientieren. So erhielt Anfang 2009 das Stuttgarter Architekturbüro HG Merz den Zuschlag für die Objektplanung mit der Auflage, den Paulicksaal zu erhalten.
Im Rahmen der Baumaßnahme sollten auch Verbesserungen der Akustik und der Sichtverhältnisse im Zuschauerraum erreicht werden. Das bisher baulich gegebene Klangbild des Zuschauerraumes war durch eine sehr geringe Raumresonanz bestimmt; seit den 1990er Jahren wurde daher eine Nachhallverlängerungsanlage genutzt.
Mit dem Ziel, die Nachhallzeit zu verlängern – ein Wunsch des Generalmusikdirektors Daniel Barenboim – wurde die Decke des Innenraumes um vier Meter angehoben, das Raumvolumen von 6500 auf 9500 m³ vergrößert, was allerdings von außen nicht zu sehen ist, denn die Kubatur des denkmalgeschützten Gebäudes bleibt gemäß der denkmalpflegerischen Vorgaben erhalten. Die baulichen Veränderungen sollen nach akustischen Berechnungen die Nachhallzeit von rund 1,1 auf 1,6 Sekunden erhöhen.
Das Ensemble zog für die Zeit der Sanierungsmaßnahmen in das Schillertheater an der Bismarckstraße in Charlottenburg um. Das Schillertheater – eigentlich eine Bühne für das Sprechtheater – war seit Januar 2009 renoviert und für die Bedürfnisse des Opernbetriebes vorbereitet worden. Im Oktober 2010 hat Jürgen Flimm die Leitung der Deutschen Staatsoper übernommen, die er also vor allem im Schiller Theater erlebt. Flimm legt den künsterischen Fokus auf das Neue Musiktheater und auf Uraufführungen. Weltstars wie Maria Bengtsson, Plácido Domingo oder Rolando Villazón holte er in das Theaterprovisorium.
Der Wiedereinzug in das Staatsoperngebäude war für den Saisonbeginn im Herbst 2013 geplant.
Es kam immer wieder zu Verzögerungen bis der offizielle Spielbetrieb am 07. Dezember 2017 wieder aufgenommen worden. Matthias Schulz, derzeit Leiter des Salzburger Mozarteums, wird ab der Spielzeit 2018/2019 neuer Intendant der Staatsoper „Unter den Linden“ und somit Nachfolger von Jürgen Flimm. Matthias Schulz nahm aber bereits am 01. März 2016 seine Arbeit an der Berliner Staatsoper auf.
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