Nachfolgend können Sie das Interview nachlesen das unser Geschäftsführer Carlo mit dem Gründer der Hornmanufaktur Gerald Hüpfel geführt hat.
msb: Guten Tag Herr Hüpfel, wie geht es Ihnen? Erzählen Sie bitte kurz Ihre Vita?
G. Hüpfel: Danke, mir geht es sehr gut. Ich bin in Wien geboren und habe Opernregie in Wien studiert. Es folgten 15 Jahre Tätigkeit als erfolgreicher IT-Manager Danach habe ich noch ein Studium der Elektrotechnik/Toningenieur und Musikologie in Graz angefangen und die Hornmanufaktur gegründet.
msb: Warum bauen Sie Lautsprecher?
G. Hüpfel: Aus Liebe zur Musik und Interesse an ihrer adäquaten Wiedergabe.
msb: Sind Sie ein Individualist?
G. Hüpfel: Ja, das glaube ich schon.
msb: Schaffen Sie es bei der großen Konkurrenz zufriedene Umsätze zu erreichen und können Sie davon gut leben?
G. Hüpfel: Meine Konkurrenz ist kleiner, als sie auf den ersten Blick erscheint. Breitbänder im Horn sind ein Nischenprodukt. „Gut leben“ ist relativ. Ich brauche vieles nicht, das für andere wichtig ist. Mir gibt z.B. ein Konzert mehr als ein Smartphone. Für den Preis eines Smartphones kann ich sehr viele Konzerte besuchen. Ja, ich kann gut davon leben.
msb: Wo sind Ihre Absatzmärkte?
G. Hüpfel: Meine Hauptabsatzgebiete sind Schweiz, Italien, Großbritannien danach Deutschland, Österreich.
msb: Verkaufen Sie auch nach Asien? Die sind doch offen für Horn / Breitband Lautsprecher „Made in Europe“.
G. Hüpfel: Der asiatische Markt hat sich mir noch nicht erschlossen. Es wäre mir auch zu mühsam, an Messen in Asien teilzunehmen.
msb: Wie lange gibt es schon das Unternehmen Hornmanufaktur?
G. Hüpfel: Seit über 16 Jahren.
msb: Verwenden Sie besondere Hölzer?
G. Hüpfel: Es werden nur europäische Hölzer verbaut, keine Tropenhölzer. Ich verwende Spanplatte für das äußere Gehäuse, die Hornkontur wird aus Sperrholz aufgebaut. MDF klingt mir zu tot, zu fad.
msb: Warum bauen Sie Hornlautsprechen.
G. Hüpfel: Um Musik (oder Sprache, Geräusche) „dreidimensional“ erleben zu können, muss sie kohärent, zeit- und phasenrichtig wiedergegeben werden. Ein Aufteilen, Zerhacken des Spektrums, besonders im Bereich der menschlichen Stimme wird von unserem als Unschärfe Gehör wahrgenommen.
msb: Warum verwenden Sie Breitband (also nur ein einziger Lautsprecher im Gehäuse) Lautsprecher?
G. Hüpfel: Der Breitbänder kommt als Einwegsystem dem Ideal der punktförmigen Schallquelle am nächsten. Er strahlt nahezu den gesamten hörbaren Frequenzbereich ab. Er bedarf im Gegensatz zu Mehrwegsystemen keiner Frequenzweiche und hängt quasi direkt an den Polklemmen des Verstärkers. Im Bassbereich erfordert es zumeist die Unterstützung durch einen Impedanztransformator vulgo Horn.
msb: Wie soll sich physikalisch ein dreidimensionales Klangbild ergeben, wenn alles aus einem einzigen Lautsprecher herauskommt?
G. Hüpfel: Ganz anders verhält es sich bei Mehrwegsystemen. Um Mehrweglautsprecher betreiben zu können, muss das Eingangssignal mit erheblichem technischem Aufwand auf verschiedene Frequenzbereiche aufgeteilt werden.
Das bringt viele Nachteile mit sich, von denen hier die gravierendsten angeführt seien:
1. Es kommt zu Phasenverschiebungen. Aus einem singulären Schallereignis welches zu einem bestimmten Zeitpunkt das Ohr erreichen sollte, werden mehrere, die über einen längeren Zeitraum eintreffen. Dadurch leidet die Präzision der Wiedergabe.
2. Das Richtungshören erfordert eine interaurale Zeitdifferenz. Ein Schallereignis trifft zeitverzögert auf die beiden Ohren ein. Kommt es jedoch zu einer Zweideutigkeit der Zeitdifferenz, gehen die Breiten- und Tiefenstaffelung, also die Plastizität der Aufnahme verloren.
3. Formanten sind Frequenzbereiche, in denen die Teiltöne besonders stark hervortreten. Große Bedeutung haben Formanten für die Klangfarben von Instrumenten vor allem aber der menschlichen Stimme. Bei der Abstrahlung dieser Formanten über mehrere Lautsprecher kommt es zu einem Verlust der charakteristischen Spektren der Instrumente und der menschlichen Stimmen.
4. Die Psychoakustik lehrt uns, dass die Erkennung von Instrumenten maßgeblich von der zeitlichen Entwicklung des Klanges, von der Ein- und Ausschwingzeit abhängt. Erfolgt die Wiedergabe dieser Einschwingvorgänge nicht zeitrichtig, gehen wichtige Erkennungsmerkmale von Instrumenten verloren, der Klang wird steril.
5. Beim Breitbänder fallen alle diese Nachteile weg. Das Ergebnis ist eine Homogenität und Plastizität der Musikwiedergabe, wie sie mit Mehrweglautsprechern niemals erreicht werden kann. Der Charakter der Darbietung bleibt unverfälscht erhalten.
6. Die Musik klingt echt – „live“. Die Atmosphäre des Raumes in dem die Musik aufgenommen wurde, sei es ein großer Konzertsaal, sei es ein intimer Jazzclub wird im eigenen Hörraum realistisch reproduziert. Man ist „dabei“ und hat nicht den Eindruck einer Klangkonserve zu lauschen.
msb: Halten Sie Ihre Philosophie für diese Art von Konstruktion nicht für veraltet?
G. Hüpfel: Nein, der Horn-Lautsprecher ist sowohl das älteste als auch das bis dato beste Prinzip um mit technisch schlichten und somit leistungsschwachen (Röhren-) Verstärkern entsprechende Pegel zu erzielen. Ein schlichter Verstärkeraufbau entspricht ebenso wie der Breitbänder der Philosophie: simplicitas sigillum veri oder wie es G. Keller treffend formuliert hat: „Alles Große und Edle ist einfacher Art“.
msb: Was ist das innovative daran und ist Ihre Zielgruppe nicht extrem begrenzt?
G. Hüpfel: Meine Zielgruppe ist groß genug. Es gibt eigentlich keine „typische“ Klientel. Zu mir kommen Menschen, denen Musik wichtig ist. Sie wollen keine Frequenzschriebe sehen sondern „einfach nur Musik“ genießen. Studierende kaufen bei mir ebenso wie Künstler, viele Musikerinnen, manche Komponisten und Techniker in Tonstudios sowie verantwortliche für Kirchen, die an einer adäquaten Wiedergabe im Kirchenraum interessiert sind. Interessanterweise ist auch ein hoher Anteil an Frauen zu verzeichnen, den ich auf Messen nicht sehe.
Der spektakulärste Auftritt eines Kunden war wohl, als ein Cafetier mit dem Hubschrauber angereist ist und auf der Weide vor der Hornmanufaktur gelandet ist. Im vorangehenden Telephonat hat er gefragt, wie denn mein Haus von oben aussähe. Ich habe mich zwar gewundert und wahrheitsgemäß von Dachziegeln berichtet. Nach der Landung war mir alles klar. Die Hörner musste ich dann aber doch mit dem Lieferwagen in sein Haus bringen. Originell war auch ein italienischer Kunde, der mit seinem Maserati in 5 Stunden aus Prato in mein Studio in Wien angereist ist – in 5 Stunden! Wie viel er danach als Obulus an Vater Staat zu entrichten hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.
msb: Warum sollte ein Kunden Ihre Lautsprecher kaufen und nicht Bowers & Wilkins, Sonus Faber, Acapella Audio Arts, Avantgard Acoustic, Tannoy, Rogers, Focal, Gauder Akustik, KEF, JBL usw…?
G. Hüpfel: Weil sie besser klingen und schöner sind oder anders gesagt: Weil sie bei anderen Firmen nicht den richtigen Lautsprecher für ihre akustischen und ästhetischen Bedürfnisse finden.
msb: Wo liegt der günstigste Lautsprecher und wo liegt das teuerste Paar Lautsprecher in Ihrem Sortiment?
G. Hüpfel: 3800,- bis 14000,- Euro.
msb: Haben Sie ein Händlernetz in Deutschland und wo kann man Ihre Lautsprecher hören?
G. Hüpfel: Nein, ich habe kein Händlernetz in Deutschland. Die Hörner werden nur direkt vertrieben und können bei mir im Burgenland und Wien sowie auf Messen gehört werden.
msb: Ich nehmen an aufgrund der natürlichen Materialien und der einfachen konstruktionsweise, haben Ihre Lautsprecher einen hohen Wirkungsgrad und können somit mit jeder Elektronik leicht angesteuert werden, u.a. mit sehr preiswerten Verstärker hat man seine pure Freude, natürlich Musik zu hören. Ist das richtig oder liege ich falsch?
G. Hüpfel: Absolut richtig, siehe oben.
msb: Bieten Sie auch verschiedene Hölzer und Lackierungen an, oder ist es nur auf 2-3 Varianten begrenzt?
G. Hüpfel: Als Manufaktur werden Kundenwünsche soweit wie möglich erfüllt.
msb: Bleiben Sie Ihrer Konstruktionsweise treu, oder werden wir auch bald 2 oder 3 Wege Lautsprecher sehen.
G. Hüpfel: Der Breitbänder wird immer im Zentrum stehen. Dieser kann aber nach oben durch Superhochtöner oder nach unten durch ein zusätzliches Basshorn ergänzt werden, wie auch bisher.
msb: Warum nennt sich die Firma Hornmanufaktur? Ich sehe keinen klassischen Horn Lautsprecher in Ihrem Sortiment?
G. Hüpfel: Die Lautsprecher werden in regionalen Traditionsbetrieben (in minimal 3.(!) Generation Tischler) in Handarbeit gefertigt. Jedes paar ein Unikat, die Oberfläche wählt der/die Kundin nach eigenem Geschmack aus heimischen Hölzern.
msb: Was ist exponential bei Ihrer Konstruktionsweise? Nur der Bass? Dann wäre es kein klassischer Horn-Lautsprecher; denn Horn-Lautsprecher sehen für gewöhnlich anders aus oder?
G. Hüpfel: Es gibt vorderseitig und rückseitig geladene Hörner. Bei denen der Hornmanufaktur handelt es sich großteils um rückseitig geladene Hörner oder englisch: „backloaded horns“.
Bassanteile, die ansonsten im Inneren eines Lautsprechergehäuses in Wärme umgewandelt werden, leitet ein Trichter mit exakt definierter hyperbolischer Kontur in den Hörraum. Es erfolgt eine akustische Transformation, durch die der Schall verstärkt und nach außen abgegeben wird.
Die sichtbare Hornöffnung entspricht dann einer Membran mit dem Umfang eben dieser Hornöffnung. Diese virtuelle Membran ist quasi massenlos und somit frei von allen Nachteilen, die eine bewegte Masse mit sich bringt.Der Wirkungsgrad wie ihn herkömmliche Lautsprecherboxen haben liegt bei 2 Prozent, das heißt 98 Prozent der zugeführten Energie werden in Wärme umgewandelt.
Der Wirkungsgrad von Hörnern liegt bei 10-12 Prozent. Das Verhältnis von Nutz- und Verlustleistung verschiebt sich in Richtung Nutzleistung. Der Lautsprecher wandelt mehr der zugeführten Energie in Schall also in Musik um. Das ist ein großer Vorteil bei der Nutzung mit leistungsschwachen Röhrenverstärkern. Nur mit hocheffektiven Lautsprechern kommen deren überragende Vorteile voll zur Geltung. Der optimale Klang wird schon bei geringen Lautstärken erzielt. Einer Wiedergabe mit wirklich hohen Pegeln, die Konzertlautstärke entsprechen, steht jedoch nichts im Wege.
msb: Ist ein Test bei einer deutschen Fachzeitung geplant?
G. Hüpfel: Es sind schon viele positive Tests in deutschen Fachzeitungen erschienen, der letzte im aktuellen HIFI-Jahrbuch. Dieses Jahr werden natürlich wieder Neuerungen in deutschen Fachzeitungen vorgestellt werden.
msb: Was wünschen Sie sich für die Zukunft bzw. wohin soll die Reise mit Hornmanufaktur in den nächsten 10 Jahren gehen?
G. Hüpfel: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen!“
Ich lasse die Zukunft ungeplant auf mich zukommen.
msb: Herr Hüpfel, wir bedanken uns für das Gespräch.
Mehr Infos auf: http://www.hornmanufaktur.at/