Jeff Buckley – Happy Birthday, JeffEin leiser Stern, der immer heller wird

Jedes Jahr am 17. November denken Fans auf der ganzen Welt an einen Musiker, dessen Karriere viel zu früh abgebrochen wurde – und dessen Einfluss trotzdem immer größer zu werden scheint: Jeffrey Scott „Jeff“ Buckley, geboren am 17.11.1966 in Anaheim, Kalifornien.Wikipedia+1

Dieser Artikel ist ein kleines Geburtstags-Liebeslied: an eine Stimme, die zwischen Zärtlichkeit und Schmerz schwebte, an einen Gitarristen mit Jazz-Seele und Rock-Herz – und an einen Künstler, der mit nur einem Studioalbum Musikgeschichte geschrieben hat.


Rootless kid, restless soul

Jeff Buckley wächst nicht in glamourösen Verhältnissen auf. Seine Mutter Mary Guibert und sein Stiefvater ziehen mit ihm immer wieder durch Südkalifornien; Jeff spricht später von „rootless trailer trash“, einem Leben ohne festen Boden.Wikipedia

Sein leiblicher Vater, der Singer-Songwriter Tim Buckley, ist eher Mythos als Realität in seinem Leben – die beiden begegnen sich nur ein einziges Mal, bevor Tim 1975 an einer Überdosis stirbt.Wikipedia+1

Musik ist von Anfang an Fluchtpunkt und Heimat zugleich: Jeff verschlingt Led Zeppelin, Van Morrison, Jazz-Pianist Bill Evans, Klassik, Sufi-Gesänge – eine wilde Mischung, die später seine eigene Klangsprache formen wird.Wikipedia


Vom Session-Gitarristen zum Mythos von Sin-é

Bevor die Welt seinen Namen kennt, arbeitet Jeff fast zehn Jahre lang als Session-Gitarrist in Los Angeles – im Schatten, im Dienst der Songs anderer. Erst Anfang der 90er zieht er nach New York, ins East Village, wo alles sich ändert.Wikipedia+1

In dem kleinen Café Sin-é in Manhattan spielt er zunächst allein: nur Stimme, Telecaster und ein paar Effekte. Er covert Edith Piaf, Led Zeppelin, Nina Simone, Van Morrison – und streut dazwischen eigene Songs wie „Grace“ oder „Mojo Pin“. Die Shows werden zur Legende; Labels reißen sich um ihn.

1993 unterschreibt er bei Columbia Records, nimmt eine erweiterte Live-EP „Live at Sin-é“ auf – und arbeitet kurz darauf mit Produzent Andy Wallace an dem Album, das ihn unsterblich machen wird: „Grace“.Wikipedia+1


„Grace“ – ein einziges Album, eine ganze Welt

Als „Grace“ 1994 erscheint, ist die Welt noch nicht bereit – zumindest kommerziell. Das Album verkauft sich zunächst eher bescheiden, chartet nur kurz in den USA und bekommt wenig Radio-Airplay.Wikipedia

Kritiker dagegen hören sofort, dass hier etwas Besonderes passiert:

  • die dramatische Titelnummer „Grace“,
  • das zärtlich-verzweifelte „Lover, You Should’ve Come Over“,
  • das bittersüße „Last Goodbye“,
  • und natürlich seine heute berühmteste Aufnahme: „Hallelujah“ von Leonard Cohen.Wikipedia+1

Jeffs Stimme spannt Bögen vom gehauchten Falsett bis zum leidenschaftlichen Schrei, ohne jemals die Kontrolle zu verlieren. Er singt, als würde er gleichzeitig beten, lieben und sterben. Kritiker sprechen von „choirboy cabaret trifft Led Zeppelin“, andere nennen „Grace“ schlicht ein romantisches Meisterwerk.Wikipedia

Mit der Zeit holt die Welt auf:

  • „Grace“ taucht mehrfach in den „500 Greatest Albums of All Time“ von Rolling Stone auf,
  • seine Version von „Hallelujah“ landet unter den „500 Greatest Songs“,
  • und wird 2014 sogar in die National Recording Registry der Library of Congress aufgenommen.Wikipedia

Ein einziges Album – aber es reicht, um Generationen von Musikern zu prägen: von Radiohead und Muse bis Coldplay und Adele.Wikipedia


Memphis, Wolf River – und ein offenes Ende

1997 arbeitet Jeff an seinem zweiten Album, Arbeitstitel „My Sweetheart the Drunk“. Die Erwartungen sind gewaltig, der Druck spürbar. Er zieht nach Memphis, Tennessee, um in Ruhe weiterzuschreiben und aufzunehmen.Wikipedia+1

Am 29. Mai 1997 geht Jeff mit einem Freund an den Wolf River, einem Seitenarm des Mississippi. Er geht, vollständig bekleidet, ins Wasser, singt angeblich „Whole Lotta Love“ von Led Zeppelin – und verschwindet in der Strömung. Tage später wird seine Leiche gefunden; die Autopsie findet keine Drogen oder Alkohol, der Tod wird als tragischer Unfall eingestuft.Wikipedia+1

Er ist gerade einmal 30 Jahre alt.

Die unfertigen Sessions erscheinen später als „Sketches for My Sweetheart the Drunk“ – keine vollendete Vision, aber ein bewegender Einblick in das, was hätte kommen können.Wikipedia+1


It’s never over – Jeff Buckleys zweite Karriere nach dem Tod

Das Faszinierende an Jeff Buckley: Er ist einer dieser Künstler, die man oft erst Jahre später entdeckt – genau dann, wenn man bereit ist für diese Mischung aus Zerbrechlichkeit und Größe.

Nach seinem Tod erscheinen Live-Alben, Demos, Dokumentationen; neue Generationen stolpern über „Hallelujah“ in Serien, Castingshows oder auf TikTok – und gehen dann zurück zu „Grace“.Wikipedia+1

Aktuell erzählt die Dokumentation „It’s Never Over, Jeff Buckley“ seine Geschichte neu – mit Tagebüchern, Archivaufnahmen und Interviews mit Familie, Freund:innen und Musiker:innen. Der Film wurde u. a. beim Sundance Film Festival gezeigt und kommt 2025 in die Kinos bzw. zu Streaming-Diensten.The Guardian+1

Der Titel ist Programm: Es ist nie vorbei. Nicht mit einem Künstler, dessen Musik immer wieder neue Menschen erreicht – lange nachdem der letzte Applaus verklungen ist.


Happy Birthday, Jeff – eine kleine Listening-Route

Wenn du Jeff Buckleys Geburtstag feiern willst, könnte dein Weg so aussehen:

  1. „Mojo Pin“ – als Einstieg in die schwebende, fast traumartige Seite von „Grace“.
  2. „Grace“ – laut hören, mit Kopfhörer, nachts.
  3. „Last Goodbye“ – einer der schönsten Break-up-Songs der 90er.
  4. „Lover, You Should’ve Come Over“ – für viele der wahre Kern seines Songwritings.
  5. „Hallelujah“ – nicht als Hintergrundmusik, sondern bewusst, von Anfang bis Ende.
  6. „Eternal Life“ (live) – um zu spüren, wie viel Rockenergie in ihm steckte.
  7. „Everybody Here Wants You“ (von „Sketches…“) – als Ausblick auf das, was hätte folgen können.Wikipedia+1

Warum wir Jeff Buckley gerade heute brauchen

Vielleicht berührt Jeff Buckley uns heute so sehr, weil er in einer Zeit, die oft laut, zynisch und ironisch ist, etwas anderes verkörpert: radikale Aufrichtigkeit. Er versteckt sich nicht hinter Posen, er riskiert Kitsch, Pathos, Fehler – und trifft gerade deshalb so tief.

Seine Musik erinnert daran, dass Schönheit und Schmerz untrennbar miteinander verbunden sind.

Also: Happy Birthday, Jeff.
Wo auch immer du jetzt spielst – deine Songs laufen weiter, jede Nacht, auf unzähligen Kopfhörern, Plattentellern und Streaming-Playlists. Und jedes Jahr am 17. November drehen wir den Regler ein kleines Stück weiter nach oben.

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