Preis damals, Wert heute und warum dieses Reel-to-Reel zur Legende wurde – es existieren nur 10 Stück. auf der Welt
Einleitung: Wenn eine Bandmaschine zum Mythos wird
Im Vintage-HiFi gibt es Geräte, die man kaufen kann – und Geräte, von denen man nur träumen darf.
Die Marantz 7700 bzw. 7700-2 Reel-to-Reel-Tonbandmaschine gehört ganz klar zur zweiten Kategorie: Sie wurde Ende der 70er entwickelt, ausführlich in Fachmagazinen vorgestellt – ging aber nie in Serienproduktion.LinkedIn+1
Heute gilt sie als heiliger Gral unter den Marantz-Sammlern, eine Bandmaschine, die optisch perfekt zum klassischen Champagner-Marantz-Look passt und technisch auf dem Niveau professioneller Studiomaschinen spielt. Nur eine Handvoll Exemplare sind überhaupt bekannt.Reel to Reel
Dieser Artikel auf mySoundbook beleuchtet:
- wie die Marantz 7700-2 entstand
- was sie damals kostete
- und in welchem Preisbereich ein voll restauriertes Exemplar heute realistisch liegen könnte.

Marantz und das nie gebaute Bandmaschinen-Flaggschiff
Marantz war in den 70ern vor allem für edle Receiver und Verstärker bekannt. Offene Tonbandmaschinen hatten die Japaner eigentlich gar nicht im Programm – bis zur Vorstellung der Marantz 7700/7700-2 um 1978/79 auf Messen wie der Japan Audio Fair und der CES in Las Vegas.LinkedIn+1
Wesentliche Fakten:
- Prototyp statt Seriengerät
Die 7700-2 wurde zwar in Prospekten und Tests gezeigt, aber nie in den regulären Handel gebracht.Facebook+1 - Extrem geringe Stückzahl
Je nach Quelle wurden nur vier bis maximal zehn Maschinen im japanischen Entwicklungslabor gebaut – teils als 2-Spur-Version mit 4-Spur-Wiedergabe, teils als reine 4-Spur-Maschinen.LinkedIn+1 - Mythos durch Unsichtbarkeit
Ein Exemplar mit Seriennummer 000001P ist dokumentiert, weitere wenige Geräte sind in Sammlerhand in Europa aufgetaucht. Öffentlich gehandelte Angebote sind praktisch nicht bekannt – was den Kultstatus weiter befeuert.Reel to Reel+1
Kurz gesagt: Marantz baute ein Bandmaschinen-Flagschiff, zeigte es der Welt – und verschwand dann aus diesem Markt, bevor die Serie überhaupt starten konnte.
Technik: State of the Art Ende der 70er
Auch technisch war die 7700-2 ein Statement: Marantz wollte nicht einfach “irgendeine” Bandmaschine bauen, sondern gleich in der Top-Liga mitmischen.
Wichtige Eckdaten der Marantz 7700-2:hifi-wiki.de+1
- 3 Motoren (Dual-Capstan-Antrieb + zwei Spulenmotoren)
- 6 Köpfe, Aufnahme und Wiedergabe in 2- und 4-Spur, Löschköpfe getrennt
- Drei Bandgeschwindigkeiten: 9,5 / 19 / 38 cm/s (3¾ / 7½ / 15 ips)
- Pitch-Control: ±6 % – ideal für Feintuning oder Musiker
- Max. Spulendurchmesser: 26,5 cm (10½“)
- Frequenzgang (±3 dB):
- 20–17.000 Hz bei 9,5 cm/s
- 20–29.000 Hz bei 19 cm/s
- 20–37.000 Hz bei 38 cm/s
- Signal-Rausch-Abstand: > 66 dB
- Schnelles Umspulen: ca. 130 Sekunden für ein 540-m-Band
Dazu kamen Features wie:
- integrierter Testoszillator (400 Hz & 10 kHz) für Einmessung
- kombinierte VU/Peak/Peak-Hold-Anzeige
- umfassende Bias- und EQ-Einstellmöglichkeiten
In den damaligen Tests wurde vor allem das sehr ruhige Laufwerk und die enorme Ausstattung gelobt – “impressively smooth tape handling” mit einem kompletten Satz an Justagemöglichkeiten.World Radio History+1
Preis damals: High End zum Luxus-Tarif
Obwohl die Marantz 7700-2 nie in Serie gebaut wurde, gibt es ziemlich klare Angaben zum geplanten Verkaufspreis:
- Deutschland (1979): 3.200 DM
- USA: 2.500 US-DollarLinkedIn+1
Um das einzuordnen:
- 3.200 DM entsprechen rund 1.640 € beim offiziellen Umrechnungskurs.
- Kaufkraftbereinigt sprechen wir von einem Betrag, der eher in der Größenordnung eines guten Gebrauchtwagens lag – also echtes Luxus-HiFi für Enthusiasten.
Für Marantz wäre die 7700-2 damit eindeutig als Top-High-End-Baustein positioniert gewesen, vergleichbar mit den großen Revox-, Studer- oder Technics-Maschinen jener Zeit.

Marktvergleich: Was bringen Top-Bandmaschinen heute?
Weil es praktisch keine öffentlich dokumentierten Verkäufe der Marantz 7700/7700-2 gibt, hilft ein Blick auf andere Kult-Bandmaschinen, deren Preise wir kennen:
- Revox B77 Mk.II, voll überholt
– liegt bei seriösen Händlern schnell bei rund 2.500–2.600 €. Audio Markt - Akai GX-747, top Zustand / generalüberholt
– je nach Markt & Zubehör ca. 3.000–4.500 €, teilweise auch darüber. Audio Markt+2Kleinanzeigen+2 - Technics RS-1500, voll restauriert
– Standardgeräte im guten Zustand um 3.000–4.500 €, aufwendig modifizierte High-End-Umbauten werden teils für 10.000–20.000 US-Dollar angeboten. tapeheads.net+3Hifi Shark+3SkyFi Audio+3
Diese Zahlen zeigen: hochklassige, vollständig revidierte Bandmaschinen bewegen sich heute in einem Preisfenster von grob 2.000 bis 10.000 €, absolute Spezialumbauten darüber.
Wert heute: Was wäre eine Marantz 7700-2 voll restauriert wert?
Jetzt zur spannenden Frage: Was wäre ein voll restauriertes Exemplar der Marantz 7700-2 heute wert?
Wichtig vorweg:
- Es gibt keine belastbaren öffentlichen Auktionsergebnisse.
- Die Maschine ist extrem selten (4–10 Stück weltweit, je nach Quelle).LinkedIn+2HiFi Wiki+2
- Sammler sprechen offen davon, dass der Preis “exotisch” wäre, falls je eine auftaucht.alfa-romeo-portal.com
Auf Basis der bekannten Preise für Top-Maschinen (Revox, Akai, Technics) und der extremen Rarität der Marantz lässt sich nur eine fundierte Schätzung abgeben:
Konservative Einschätzung:
Ein voll restauriertes, optisch perfektes Exemplar der Marantz 7700-2 würde bei einer internationalen Auktion sehr wahrscheinlich mindestens 20.000–30.000 € erzielen – mit realistischem Potenzial bis 40.000 € oder mehr, wenn Sammler gegeneinander bieten.
Warum so hoch?
- Rarität – weniger Einheiten als bei vielen Studiomaschinen, teils nur im einstelligen Bereich.HiFi Wiki
- Markenmythos – Marantz + nie erschienene Tonbandmaschine = maximale Begehrlichkeit.museumofmagneticsoundrecording.org
- Design & Optik – perfekt passend zu den großen Marantz-Receivern und „State of the Art“-Serien.
- Story – Messeauftritte, Tests, dann plötzlich verschwunden. Das ist exakt die Art Geschichte, auf die Sammler anspringen.
Natürlich bleibt das eine Schätzung. Real entscheidet:
- Zustand der Köpfe
- Originalität (modifiziert oder original)
- dokumentierte Historie (Prototypen-Nummer, Marantz-Nachweise)
- Qualität der Restauration (voll revidiert vs. nur “läuft gerade so”).
Kultstatus: Mehr Kunstobjekt als Alltagsmaschine
Für den normalen Bandmaschinen-Fan ist die Marantz 7700-2 eher Museumsstück als Daily-Driver:
- Ersatzteile sind praktisch nicht verfügbar.
- Service erfordert Spezialisten, die bereit sind, an einem Unikat zu arbeiten.
- Der Wert liegt heute mehr in Design, Historie und Sammlerstatus als in der reinen Aufnahmefunktion.
Wer „nur“ mit Band arbeiten will, ist mit einer gut restaurierten Revox B77, Studer, Akai oder Technics RS-1500 deutlich besser bedient – klanglich auf Top-Niveau, aber (noch) zu halbwegs vernünftigen Preisen.
Fazit: Die Marantz 7700-2 als Krone jeder Vintage-Sammlung
Die Marantz 7700/7700-2 ist eine der faszinierendsten Vintage-Bandmaschinen überhaupt:
- technisch auf Augenhöhe mit den besten Geräten ihrer Zeit
- optisch ein Traum für Fans klassischer Marantz-Bausteine
- historisch ein “Was wäre wenn?”-Projekt, das nie in Serie ging
Damals sollte sie rund 3.200 DM / 2.500 US-Dollar kosten – heute dürfte ein voll restauriertes Exemplar ein Vielfaches davon erreichen und in der Liga hochpreisiger Kunstobjekte spielen.
Für die meisten von uns bleibt sie ein Traum auf Fotos – aber genau solche Träume machen den Reiz von Vintage-HiFi aus. Und auf mySoundbook darf man ja träumen, vergleichen, stöbern – und vielleicht die nächste große Liebe in Form einer etwas bodenständigeren, aber erreichbaren Bandmaschine entdecken.


