Es gibt Lieder, die sind nicht einfach nur Weihnachtsmusik. Sie sind ein Gefühl. Ein Geruch von nasser Wolle im Auto, beschlagene Scheiben, die Thermoskanne im Becherhalter, Staulichter wie rote Perlenketten – und dieses leise, warme Grummeln einer Stimme, die klingt, als hätte sie das Leben wirklich gesehen.
Chris Rea, der Sänger und Gitarrist hinter „Driving Home for Christmas“, ist im Alter von 74 Jahren gestorben – nur wenige Tage vor Weihnachten. Laut mehreren übereinstimmenden Medienberichten starb er nach kurzer Krankheit im Krankenhaus, umgeben von seiner Familie. The Independent+3Reuters+3AP News+3
Und plötzlich fühlt sich dieser Song, der uns sonst jedes Jahr zuverlässig heimbringt, an wie ein letzter Gruß.
Ein Song, der nie „laut“ sein musste – und genau deshalb unsterblich wurde
„Driving Home for Christmas“ ist kein Glockenchor, kein künstlicher Zuckerguss. Der Track lebt von seiner Bodenhaftung: ein rollender Groove, ein bisschen Blues im Blut, und darüber Reas Stimme – rau, freundlich, müde, ehrlich.
Gerade dieses Understatement hat den Song über Jahrzehnte zu einem kulturellen Ritual gemacht: Er läuft im Radio, in Playlists, in Supermärkten – und trotzdem wirkt er nie wie Hintergrund. Eher wie ein kurzer Moment, in dem man sich selbst wieder hört.
Reuters und AP erinnern daran, dass Rea den Song 1986 schrieb (in einer schwierigen Phase), und dass er erst mit den Jahren zu dem Klassiker wurde, als den ihn heute fast jeder kennt. Reuters+1

Mehr als Weihnachten: Reas große Zeit, Reas großer Sound
Wer Chris Rea nur auf diesen einen Titel reduziert, verpasst eine ganze Karriere, die Blues und Pop so selbstverständlich zusammenbrachte, dass es völlig natürlich klang:
- „The Road to Hell“ (1989) – ein Album wie eine nächtliche Autobahnfahrt, dunkel glänzend, ikonisch. AP News+1
- „Auberge“ (1991) – melodischer, wärmer, aber mit derselben Rea-DNA: Slide-Gitarre, Road-Movie-Stimmung, erwachsene Songs. AP News+1
- Dazu Hits wie „Fool (If You Think It’s Over)“ und eine Diskografie, die ihn in Europa zum Dauerbrenner machte. Reuters+2AP News+2
Das Schicksal dahinter: Krankheit, Kämpfen, Weitermachen
Dass Rea überhaupt so lange aktiv blieb, war nie selbstverständlich. Er hatte massive gesundheitliche Probleme, darunter Bauchspeicheldrüsenkrebs und später einen Schlaganfall – und machte trotzdem weiter, so gut es ging. The Guardian+2Reuters+2
Vielleicht ist es genau das, was man heute in seiner Stimme noch stärker hört: Diese Mischung aus Müdigkeit und Würde. Kein Drama. Nur Wahrheit.
HiFi-Moment: So hörst du „Driving Home for Christmas“ heute neu
Wenn du den Song dieses Jahr wirklich bewusst hören willst, probier das:
- Leise starten. Nicht als „Weihnachtsbeschallung“, sondern als Song.
- Auf die Gitarre achten. Rea war ein Meister darin, mit wenigen Tönen Atmosphäre zu bauen.
- Die Stimme im Zentrum lassen. Gute Anlagen machen spürbar, wie nah er am Mikrofon ist – dieses intime „Ich sitze neben dir im Auto“-Gefühl.
Das ist kein Track, der dich mit Effekten beeindruckt. Er überzeugt, weil er menschlich klingt.
Abschied auf der Straße nach Hause
Ein Weihnachtslied, das vom Heimweg handelt – und ein Künstler, der kurz vor Weihnachten geht: Das ist die Art von Ironie, die man nur schwer schluckt. Und trotzdem bleibt etwas Tröstliches daran.
Denn jedes Mal, wenn die ersten Takte kommen, passiert genau das, was Chris Rea vermutlich immer wollte:
Wir werden kurz still. Wir schauen nach vorn. Und wir fahren – egal wie weit – ein kleines Stück nach Hause.
Ruhe in Frieden, Chris Rea. Reuters+2AP News+2


