Countrymusik…was ist das? Bei vielen, besonders der jüngeren Generation, entstehen bei dieser Frage zumeist zwei Bilder im Kopf. Entweder der ungewaschene Hinterwäldler, der mit seinem Banjo auf den Knien in Latzhosen vor seiner Ranch sitzt. Oder- das andere Extrem- Musiker in Designerklamotten, aber mit „stilechtem“ Stetson, die gigantische Hallen füllen und deren Stiefel alleine mehr kosten, als ihr durchschnittlicher Zuhörer im Jahr verdient.
Dale Watson ist weder das Eine noch das Andere. Seine Mission ist das Herz des Country. Obwohl seine grundlegende Einstellung zu diesem Genre eher als konservativ bezeichnet werden kann, ist er doch genau mit dieser Haltung heute als Rebell zu sehen. Weder in Musik noch in Texten weicht er in irgendeiner Weise von den traditionellen Blaupausen ab.
Seine Melodien sind durchgängig griffig und naturgemäß sehr melodiös, die Texte behandeln die immer wieder zitierten Themen wie Frauen, Autos, Alkohol und vieles mehr. Oder um es mit den Worten von Rolling Stones Gitarrist Keith Richards zu sagen: „Country bedeutet wunderschöne Melodien und Geschichten, die nie gut ausgehen“. Besser und kürzer kann man diese Musikrichtung sicher zusammenfassen… und damit auch die Musik von Dale Watson.
Das mag jetzt danach klingen, dass man Watson eine gewisse Klischeehaftigkeit vorwerfen möchte, was sicherlich auch zutrifft, aber durchaus auch gewollt und im Sinne des Künstlers ist. Auch sein Äußeres lässt mit der (mittlerweile ergrauten) Tolle durchaus diesen Schluss zu. Dennoch hat das alles nichts mit einer Persiflage zu tun, wie man annehmen könnte, sondern mit einer tief empfundenen Liebe zu dieser Musik.
Soundmäßig ist Watson näher an Johnny Cash als an Garth Brooks. Nach eigenen Aussagen ist er vom sogenannten „Stadion Country“ eher angewidert. Sein Postulat ist quasi Country in Werkseinstellung. Seine Band besteht, ihn eingerechnet, zumeist aus viel Musikern-Gitarre, Bass, Schlagzeug, Pedal Steel Gitarre. Dementsprechend basic sind auch die Arrangements, ohne dabei jedoch minimalistisch zu wirken. Der Sound ist in seiner Ursprünglichkeit beinahe schon wieder erfrischend. Da knackt die Telecaster, es brummelt der Bass. Das Schlagzeug wird eher bedient, als gespielt und die Steel Guitar schmeichelt sich mit der üblichen Wehmut ins Ohr, übernimmt aber auch mal die Rolle des Rhythmusgitarristen.
Allen Fans von Johnny Cash, Hank Williams, George Jones und der anderen alten Country Legenden sei Dale Watson wärmstens ans Herz gelegt…und vielleicht erreicht es auch einige Hörer des modernen New Country.
(Die Rechte für die Fotos liegen bei Christian Rother, ohne Genehmigung dürfen die Bilder nicht verwendet werden)