Mercedes 300SL Gullwing – Das schärfste Gefährt am Vintage-Markt

Zu Zeiten in denen die Blueslegende B.B King seinen Song „You Upset Me Baby“ rausbrachte, wurde auch dieser heiße Flitzer gebaut. Und er ist genau wie der Sänger: eine Ikone.

Der in 1954 gebaute Flügeltürer bleibt 67 Jahre nach seinem Debüt eines der schönsten Autos aller Zeiten. Selbst wenn man es beige streicht und seine Sitze mit einem kreischenden Rot und Grünkaro bedeckt, ist es umwerfend. Aber noch wichtiger – zumindest in den Annalen der Automobilgeschichte – war das Auto vollgepackt mit innovativer Technik wie schrägen Reihensechszylindermotor, Kraftstoffeinspritzung, einem leichten Rahmen und diesen fabelhaften Türen.

Wie bei vielen automobilen Erfindungen wurden die bahnbrechenden Merkmale des 300 SL aus dem Rennsport geboren. Angefangen hat alles mit dem 300 SL aus der Baureihe W 194 von 1952, der bei den 24 Stunden von Le Mans die Plätze eins und zwei belegte; Erster, Zweiter und Dritter bei den 24 Stunden des Nürburgrings; und Erster im 1900-Meilen-Rennen der Carrerra-Panamericana.





Es waren zwei Faktoren, die den SL so erfolgreich machten. Für die Kraft nahmen die Deutschen den Motor der 300er Limousinen und stopften ihn unter die lange Haube des SL. Sie neigten den 3-Liter-Reihensechszylinder um 50 Grad nach links, was den Schwerpunkt des Autos näher an den Boden schob und die niedrige, schlanke Linie der Motorhaube beibehielt. Chrysler’s berühmter 225 Slant Six, ähnlich geneigtes Setup, debütierte erst 1960.

Um jeden PS effektiver zu machen, entwickelte Mercedes-Ingenieur Rudolf Uhlenhaut einen Rahmen aus dünnen Rohren, der nur 50 Kg wog. Dieser röhrenförmige Rahmen ist der Grund für das ikonische Merkmal des Autos, seiner Flügeltüren. Mercedes konnte nicht in den Rahmen schneiden, um herkömmliche Türen ohne Einbußen der Stabilität zu montieren, also schwenkte er die Türen nach oben statt nach außen.

Zum Vorteil für Leute, die keine bezahlten Rennfahrer waren, beschloss Mercedes eine Serienversion des Autos auf den Markt zu bringen. Dieser Schritt wird dem offiziellen Importeur von Mercedes -Benz-Autos auf dem amerikanischen Markt, Mark Hoffman zugeschrieben. Er wusste, dass das Auto in den Staaten ein Hit werden würde und bedrängte die Fachkräfte bis sie einknickten. Somit war das 300 SL Coupé geboren, das im Februar 1954 mit Gitterrohrrahmen und Flügeltüren auf der internationalen Motor Sports Show in New York präsentiert wurde

Das Serienauto hatte etwas, das der Rennversion von 1952 fehlte: die Kraftstoffeinspritzung. Mercedes verwendete das von Bosch entwickelte System zuerst im Rennwagen-Prototyp W194/11 von 1953 und das Coupé war anschließend das erste Fahrzeug, das damit ausgestattet war. Die Umstellung von Vergaser auf Kraftstoffeinspritzung erhöhte Kraftstoffeffizienz und Leistung. Der Motor leistete 215 PS, gut genug um in 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu fahren. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h war der 300 SL laut RM Auctions das schnellste Serienauto seiner Zeit.

Zwischen 1954 und 1957 fertigte Mercedes 1400 Flügeltürer-Coupés.  „Das straßentaugliche Renncoupé wurde zum Erfolgssymbol der Reichen und Schönen seiner Zeit. Für einige Menschen wurde ein Traum wahr und für viele andere Menschen war es zumindest ein Traum, den sie hören und sehen konnten“, sagt der Autohersteller. Dies ist einer der seltenen Fälle, in denen die Marketingsprache kein Hype ist. Sechs Jahrzehnte nachdem das erste dieser Autos auf die Straße kam, werden die übrig gebliebenen Autos routinemäßig für sechsstellige Beträge verkauft. Während der Pebble Beach-Feierlichkeiten verkaufte Rick Cole Auctions einen 1956er 300 SL für 1,6 Millionen US-Dollar und RM Auctions ein 1955er Modell für satte 2,53 Millionen US-Dollar an einen neuen Besitzer.