Slash Gibson Anaconda Burst Les Paul

Die Marke Gibson – Wandel von der Gitarre zu Consumer Electronics

Harvard Absolvent Henry Juszkiewicz hat vor 32 Jahren Gibson für fünf Millionen Dollar gekauft und damals vor dem Untergang gerettet. Am Anfang hat er vieles richtig gemacht, den Custom Shop aufgebaut und auf alte Werte gesetzt. Er hat Gibson Akustik-Gitarren in Montana bauen lassen und die Qualität wieder auf altes Niveau gehoben.

Slash und Gibson

Als Slash Ende der 80er der neue Gitarren-Hero wurde, hat Gibson unglaublich profitiert und die Les Paul wurde zu ungeahnten Höhenflügen getrieben. Es wurden Stückzahlen verkauft wie nie zuvor. Vintage-Modelle von Gibson und Fender begannen ihren Siegeszug und deren Preise stiegen ins unermessliche. Gibson reagierte mit möglichst originalgetreuen Replicas aus dem Custom-Shop und die Preise wurden noch weiter in die Höhe getrieben.

Aber Juszkiewicz und sein Partner Dave Berryman haben in den vergangenen Jahrzehnten die Firma mit den Stammmarken Gibson und Epiphone künstlich aufgeblasen.

Marken wie Steinberger, Valley Arts Guitar, Kramer, Tobias, Dobro, Maestro, Slingerland, Wurlitzer, KRK und Baldwin wurden hinzugekauft. Es wurde in den letzten Jahren ein Wandel von der Guitar Coorporation zu einer Electronic Company vollzogen. Was haben Marken wie Onkyo, Teac, Tascam und die Unterhaltungssparte von Philips mit Kopfhörern, Lautsprechern und DJ-Equipment mit einer Gitarrenfirma zu tun?

Natürlich hat Henry J. auch im Gitarrenbereich krasse Fehler begangen – als er mit aller Macht die Auto-Tuner durchsetzen wollte, als er Modelle schuf, die keiner wollte. Als er Unsummen in Digitale-Gitarren steckte die keiner wollte.

Vertrieb

Auch hat er vor Jahren mit seinen gut funktionierenden Vertriebsfirmen gebrochen und einen Direktvertrieb aufgebaut. Er reduzierte die Anzahl der Händler drastisch. Er machte Knebelverträge mit Abnahmeverpflichtungen und war einer der ersten der seine Instrumente (mit mäßigem Erfolg) über Amazon verkauft. Seine Standardmodelle wurden immer günstiger (weit unter € 1.000). Damit war er direkte Konkurrenz der eigenen Marke Epiphone. Die Qualität dieser Gibson-Instrumente war nicht so wie man es von einer solchen Brand erwartet. So entstanden immer wieder Gerüchte, diese Instrumente würden nicht in den USA gefertigt. Zusätzlich wurden dann noch die ungeliebten 2015er Instrumente mit den Autotunern zu Spottpreisen auf den Markt geworfen. Alles nicht zum Vorteil des Images.

Schulden

Aber noch schlimmer war, dass Henry J. im Stile Griechenlands seinen Schuldenberg immer weiter vergrößerte, weil er weitere Firmen hinzukaufte. Damit er mit den dafür genehmigte Krediten andere Schulden begleichen konnte.

Nur zum Vergleich: Mit Gibson Gitarren wurde zur guten Zeit ein Umsatz von ca. 300 Millionen Dollar erreicht, sein Gesamtunternehmen macht einen Umsatz von ca. 1,3 Milliarden Dollar. Aber keinen Gewinn. Die Schuldensumme, die er bis Mitte 2018 hätte umschulden müssen, beträgt ca. eine halbe Milliarde Dollar. Zu allem Überfluss hatten alle Rating-Agenturen Gibson komplett runtergestuft.

Rettungsversuche der Firma

Die Rettungsversuche, die Gibson bis dahin unternommen hat, wirken daher eher lächerlich: Das Gibson-Fabrikgebäude im Stadtzentrum von Memphis wurde für 18 Millionen Dollar verkauft, ein Baldwin Piano Lagerhaus im Nashville für 8 Millionen, das Valley Arts Gebäude in der gleichen Stadt steht ebenfalls zum Verkauf (nochmals 10 Millionen).

Die Softwarefirma Cakewalk wurde abgegeben. Alle Fabriken sind von Kürzungen betroffen. Im Nashville Custom Shop lief bereits die zweite Entlassungswelle u.a mußten nochmals 15 verdiente Mitarbeiter gehen. Einige Monate zuvor wurden schon Arbeiter und Führungskräfte entlassen. Das Finanzproblem machten sich auch in die Produktqualität, Qualitätskontrolle, Service und Vertrieb bemerkbar.

Insolvenz

Jetzt haben die Banken, die den größten Teil der Schulden tragen, den Stecker gezogen. Endlich.

Es gab keinen anderen Ausweg mehr als den Insolvenz-Antrag zu stellen. Die aktuellen Pläne sehen vor, dass Gibson sich wieder auf sein Kern-Geschäft, die Musik-Instrumente, konzentriert und sich von allem anderen Geschäftsteilen trennt. Wie z. B. der Sparte Gibson Innovations in der Philips, TEAC und anderes integriert waren.

Die beiden CEOs Henry Juszkiewicz – dem immer noch 35 % der Firma gehören – und Dave Berryman sollen für die Übergangszeit als Consultants zur Verfügung stehen. Danach werden sie aber auf Drängen der Banken die Firma verlassen (Makaber: mit einer satten Abfindung). Für den Umbau werden nochmals 135 Millionen Dollar benötigt, die von den Banken zur Verfügung gestellt werden sollen. Viele der alten Kreditgeber werden leer ausgehen. Viele Gläubiger wie Holzlieferanten, Hersteller in Asien, die z. B. die Epiphone-Gitarren gebaut haben, Lieferanten von Saiten, Pickups werden erst mal auf ihren Rechnungen sitzen bleiben. Wenn überhaupt werden sie erst nach der Konsolidierung entschädigt.

Einige werden sich die Frage stellen, warum die Firma oder der Gibson-Anteil Konzern nicht einfach verkauft wurde? Interessenten gäbe es genug. Die Antwort: Weil es keinen Sinn macht. Juszkiewicz hat schon Recht früh, als er in Geldnöte kam, die Markenrechten, die Patente und sogar die Fabriken in Nashville an Banken verkauft, und dann zurückgeleast. Das bedeutet, ein Käufer würde nur einen kleinen Teil erwerben, aber die Schulden übernehmen müssen.

Die Gitarre ist tot – die Gitarre lebt

Die ständigen Negativmeldungen aus Nashville haben dazu geführt, dass in der weltweiten Presse schon vom Untergang der E-Gitarre gesprochen wurde. Aber das ist nicht richtig. Die Branche lebt, die Gitarre lebt, und die großen Player wie Fender und die US-Ladenkette Guitar-Center müssen sich konsolidieren. Klar: Die alten Gitarrenhelden wie Eric Clapton, Jimmy Page, Jeff Beck, Jimi Hendrix, Angus Young und Eddie van Halen sind nicht mehr die Vorbilder der neuen Generation. Aber so war es auch in den 60ern, als die Helden der 50er Jahre – Jimmy Smith, Chuck Berry, Elvis, Joe Pass, Kenny Burell ‒ in den Hintergrund gedrängt wurden. Heute sind Joe Bonamassa, John Mayer, Ed Sheeran oder Taylor Swift die Vorbilder. Die Gitarre ist nicht tot, es werden immer noch unfassbar viele hergestellt und verkauft, und das ist gut so.

Drücken wir die Daumen, dass es den Insolvenzverwaltern und den Banken gelingt die Marke Gibson zu retten. Auch im Sinne der anderen Marken. Denn nur ein gesunder Markt mit konkurrenzfähigen Marken ist ein guter.

Update! Gibson bekommt Genehmigung für Darlehen

Gibson gab bekannt, dass das Gericht eine endgültige Entscheidung getroffen hat. Es wird dem Unternehmen erlaubt ein Darlehen in Höhe von 135 Millionen USD aufzunehmen. Das Geld soll der Restrukturierung dienen und um das tägliche Geschäft am laufen zu halten, wie Löhne der Mitarbeiter zu zahlen.

Nachdem Gibson in den vergangenen Wochen 20 Millionen der Schulden zurückzahlen konnte, genehmigte Christopher Sontchi, der Richter des US-Konkursgerichts, den Plan, der ihm von Gibsons Anwälten vorgelegt wurde.

Die Gläubiger fordern jedoch ein neues Management-Team, die Auflösung der Abteilung für Unterhaltungselektronik und die Beendigung des langfristigen Mietvertrags im ehemaligen Tower-Records-Gebäude in Hollywood.

“Getting back to the basics” – Gibson auf der Summer NAMM 2018

Juni 2018: Gibson CEO Henry Juszkiewicz gibt in Interviews mit Guitarist und Reuters die neue Richtung von Gibson bekannt. Anstatt wie in der Vergangenheit auf technische Spielereien und neue Brands zu setzen, wolle man sich in Zukunft wieder verstärkt auf die alten Klassiker wie Les Paul oder SG konzentrieren. Außerdem wolle man künftig wieder Ukulelen produzieren.

“Wir haben gemerkt, dass wir in der Vergangenheit zu viele Modelle und Typenbezeichnungen hatten. Das war für Gitarristen sehr verwirrend, also haben wir es wieder vereinfacht und uns an unseren klassischen Art der Namensgebung orientiert.”

Gibson sucht offiziell nach neuem CEO

Anfang August erschien auf dem Executive Talent Portal ExecThread.com diese Stellenausschreibung. Gegenüber US-amerikanischen Medien wurde bestätigt, dass es sich dabei um die Position von Henry Juszkiewicz handelt. Der langjährige Gibson-CEO selbst hatte in Interviews bereits angekündigt, langfristig bei dem Traditionshersteller nur noch als Mentor und Berater tätig zu sein.

Gitarrist Slash von der Rock Band Guns`n Roses

Die Firma Gibson besteht aus folgenden Unterfirmen, allesamt sind von der Insolvenz betroffen:

Gibson Brands, Inc.

Baldwin Piano, Inc.

Cakewalk, Inc.

Consolidated Musical Instruments LLC

Gibson Café & Gallery

Gibson International Sales

Gibson Pro Audio Corp.

Neat Audio Acquisition Corp.

Wurlitzer Cor.

Gibson Innovations USA Corp

Gibson Holdings Inc.

Gibson Europe B.V.

Hier weitere Infos: https://www.musicstore.de/de_DE/EUR/Gibson-Slash-Les-Paul-Standard-Limited-Edition-Anaconda-Burst/art-GIT0051806-000?campaign=PSM/kelkoo&ProgramUUID=9uPAqJarL2wAAAFoMfOP7Dye