Vom Autoradio in den 20er Jahren bis zur Audioanlage mit Navi und Internet

Was haben sich die Zeiten geändert! Vom ersten Autoradio das bereits 1922 von Ford in den legendären T-Modellen eingebaut wurde bis zur hochmodernen digitalen und vernetzten mobilen Kommunikationszentrale und Verknüpfung zum Smartphone des Fahrers. Heute heißt es einsteigen, Motor starten, Musik an und los geht es. Aber wie war das den früher…

Musik am Steuer war in der Anfangszeit ein teurer und sehr seltener Luxus. Das erste Autoradio in Europa war ein 15 Kilogramm schweres Blaupunkt Röhrengerät. Das Gerät hatte einen Rauminhalt von 10 Litern und war 1932 mit einem Preis von 465 Reichsmark wie das Auto selbst ein Luxusartikel, denn in der abklingenden Weltwirtschaftskrise kostete 1934 zum Beispiel ein Opel 1,3 Liter knapp 2650 Reichsmark. Kaufkraftbereinigt in heutiger Währung entspricht dies heute ca. 11.900 Euro für den Wagen und 2.090 Euro für das Radio.

1922 Autoradio Start in Amerika und England

Im Jahre 1922 wurde in ein Ford Modell T in Chicago ein Radio eingebaut. Zeitgleich wurde in England ein Daimler mit einem Autoradio von Marconiphone Co ausgerüstet. 1927 wurde das erste, industriell von Storage Battery Co., Philadelphia, hergestellte Autoradio „Philco Transitone“ in den USA von Chevrolet als Zubehör angeboten. Galvin Manufacturing Corporation (GMC) baute 1930 das erste kommerziell erfolgreiche Autoradio der Welt. Entwickler waren William P. Lear und Elmer Wavering. Das Modell 5T71 kostete zwischen 110 und 130 US-Dollar.

Das Radio bekam wegen seiner schweren und voluminösen Ausführung die Bezeichnung „Motorola“, eine Wortschöpfung aus Motor (motorcar, motion) und ola (Schall, Welle, la ola). Der Erfolg war so groß, dass es in den USA bald zum Synonym für den Hersteller und für ein Autoradio überhaupt wurde.

Das erste Autoradio in Deutschland wurde 1925 durch Telefunken auf den Markt gebracht. Es handelte sich um eine langgestreckte Variante des Heimempfängers Telefunkon 3, der speziell für den Einbau in Boote und Automobile vorgesehen war. Dieser „Sportempfänger 1925“ wurde mit einer besonderen Federkonstruktion im Fahrzeug befestigt.

Auf der 9. Großen Deutschen Funk-Ausstellung Berlin im August 1932 sowie auf der 23. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) im Februar 1933 stellte die Berliner Radiotelefon und Apparatefabrik Ideal AG (heute Blaupunkt) den „Autosuper AS 5“ vor. Der Überlagerungsempfänger (Superheterodynempfänger bzw. „Superhet/Super“) für den Mittel- und Langwellenbereich mit fünf Elektronenröhren war zusammen mit der Ideal-Mutterfirma Robert Bosch AG (seit 1937 eine GmbH) entwickelt worden. Das Radio war so groß, dass es nicht ins Armaturenbrett passte, wie es der Rundfunkhistoriker Wolfgang Söll beschreibt. Erst 1949 gelang es, das Radio im Armaturenbrett zu integrieren.

1948 erstmals Autoradio Einbau im Armaturenbrett

Blaupunkt war nach dem Verlust der Betriebe im Osten bereits Anfang 1945 nach Hildesheim umgezogen und stellte 1948 das Modell 5A649 vor. das mit allen Komponenten in die Instrumententafel eingebaut werden konnte.

Autoradiopioneer Max Egon Becker

Das von Max Egon Becker 1949 in Pforzheim gegründete Unternehmen Becker (heute: Harman Becker Automotive Systems) stellte das Mittelwellengerät Autophon (5 Röhren/6 Kreise) und den zusätzlich Lang- und Kurzwelle empfangenden Aerophon dem Kunden Daimler-Benz vor, und eine lange Geschäftsbeziehung mit Mercedes-Benz begann. 1951 führte Becker mit dem Gerät Nürnberg Stationstasten mit induktiver Abstimmung (Variometer) ein.

Plattenspieler für das Auto

1958 erschien ein unter dem Instrumentenbrett anzubringender 17-cm-Platten-Abspielautomat Automignon von Philips, um dem Wunsch nach eigener Musikgestaltung im Kraftfahrzeug zu entsprechen.

Weitere technische Innovationen im Autoradio

1968 kamen Autoradios mit eingebautem Kassettenspieler von Philips auf den Markt. Gefolgt vom ersten FM-Stereo-Autoradio (Frankfurt Stereo) von Blaupunkt.

Am 1. Juni 1974 wurde das Autofahrer-Rundfunk-Informationssystem (ARI) in Betrieb genommen, was die automatische Erkennung von Verkehrsmeldungen im Autoradio ermöglichte. 1975 erschien das Becker Mexico Cassette Vollstereo Reverse für Kassettenbetrieb mit Autoreverse.

Erstes Autoradio mit LCD-Digitalanzeige

Grundig brachte das WkC3867VD mit einem Kassettenlaufwerk und LCD-Digitalanzeige auf den Markt. Die meisten Autoradios bieten seitdem drei Möglichkeiten der Sendereinstellung: Handabstimmung, Stationstasten und Sendersuchlauf. Lediglich das Becker Mexico Cassette Electronic 385 bot als vierte Möglichkeit das Eintippen der Frequenzziffern wie beim Taschenrechner an.

1983 Premiere der ersten CD Spieler im Autoradio

Nachdem es nun auch die CD gab, wurde es Zeit das die technische Revolution auch im Autoradio Einzug hält. 1983 wurden integrierte CD-Spieler statt der Kassettenlaufwerke vorgestellt. 1985 erschienen die Geräte mit integriertem CD-Spieler von Philips und Becker (das Mexico Compact Disc 860), später mit CD-Wechslern ergänzt.

1987 erschien das Becker Mexico Diversity mit zwei Empfängern. Einer für den Radioempfang, der andere zur Überwachung eines Verkehrsfunk-Senders. Kurze Zeit später zog Blaupunkt nach und nannte dieses System Travel ARI. Am 1. April 1988 wurde das Radio Data System (RDS) zur automatischen Verarbeitung von Verkehrsfunkmeldungen im Autoradio, Übermittlung von Sendernamen und weiteren Zusatzinformationen in Betrieb genommen.

Nutzer können vor der Dienstreise ihr Wunschhotel im Internet wählen und die Adresse per E-Mail an ihr Auto schicken. Das Navigationssystem im Fahrzeug leitet sie am nächsten Tag zu diesem Ziel – und übernimmt auch noch die Online-Buchung während der Fahrt.

Das Radio spielt heute in immer mehr Steuerfunktionen des Autos hinein, und die Steuerzentralen werden zunehmend vom Hersteller selbst vermarktet. Nachrüstradios passen vielfach kaum noch in das Armaturenbrett.

Der Absatz an Nachrüstgeräten schrumpfte von knapp vier Millionen 1994 auf aktuell 1,1 Millionen, sagt gfu-Sprecher Roland Stehle: „Der Nachrüstmarkt hat Federn gelassen.“

Freisprecheinrichtung, Assistenzsysteme und Internetanschluss machen das Autofahren komfortabler und sicherer. „Das Radio war der Anfang, heute sind die Anwendungen bei Premiumautos weitaus umfangreicher“, sagt Eckehart Rotter, Pressesprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

Heute ist die Vernetzung im Auto mittlerweile selbstverständlich

Schon heute unterstützen Assistenzsysteme den Fahrer bei einem Unfall mit einem automatischen oder manuellen Notruf an eine Einsatzzentrale durch genaue GPS-Ortung. Künftig wird die direkte Kommunikation von Auto zu Auto das Fahren noch sicherer machen: So können sich Fahrzeuge gegenseitig vor unerwarteten Hindernissen warnen. Das funktioniert viel rascher als heutige Verkehrsfunk-Meldungen.

Bei der größten Automobilmesse, der IAA in Frankfurt, widmet sich mittlerweile ein eigener Kongress der automobilen Informationstechnik.

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