Bösendorfer – Klaviermanufaktur seit 1828 in Wien

Bösendorfer – Klaviermanufaktur seit 1828 in Wien

Wien, ein traumhafte Stadt. Schon öfter habe ich privat und beruflich Zeit in Wien verbracht. Jedesmal begeistert mich Wien aufs Neue; die Barockschlösser Schönbrunn und Belvedere, das Riesenrad, der Stephansdom, die Hofburg, das Hundertwasserhaus und natürlich auch die weltberühmte „Spanische Hofreitschule“. Nicht zu vergessen ist die Tatsache das Wien als einzige Stadt der Welt Namensgeber eines eigenständigen Speisen-Stils ist, der Wiener Küche. Wien hat seinen ganz eigenen Charme, es gibt so viel zu sehen. Wien steht aber auch für Musik, die Welthauptstadt der Musik! In Wien haben mehr berühmte Komponisten gelebt als in irgendeiner anderen Stadt, und Musik liegt in Wien förmlich in der Luft: Walzer und Operette sind hier zuhause, auch Musicals „made in Vienna“ haben das internationale Publikum erobert.

Aber auch ein weltberühmtes Klavierunternehmen hat seine Wurzeln in Wien; Börsendorfer Klaviere. Seit der Gründung des Unternehmens haben eine Reihe von Komponisten, Pianisten und anderen Musikern ihre Vorliebe für die Klaviere und Flügel von Bösendorfer gezeigt. Börsendorfer kann auf eine lange Kundenliste verweisen; beginnend mit Franz Liszt. Béla Bartók hat beispielsweise auch ein Klavier des Herstellers verwendet. Er nutzt in seinem zweiten Klavierkonzert auch die zusätzlichen Töne bis zum Subkontra-F einiger Bösendorfer-Modelle, die auf Flügeln anderer Hersteller nicht vorhanden waren.

Die Bandbreite ist groß, reicht sie doch von Vertretern der klassischen Musik wie Anton Bruckner und Wilhelm Backhaus bis zum Jazz und zur Popmusik, wie sie etwa Jazz-Pianist Oscar Peterson, der in seinem Buch „A Jazz Odyssey: The Life of Oscar Peterson“ eine Hommage an Bösendorfer verfasste. Aber auch Lionel Richie, Frank Zappa, Georg Kreisler und Peter Gabriel spielten mit Bösendorfer-Flügel Die Sängerin und Pianistin Tori Amos ist bekannt für die Verwendung eines Bösendorfer bei ihren Live-Konzerten. Der Liedermacher Konstantin Wecker steht ebenfalls regelmäßig mit seinem Bösendorfer-Flügel auf der Bühne. Seit 2014 gehört auch Jazzpianistin und Komponistin Marialy Pacheco zum illustren Kreis der Bösendorf-Künstler.

Angefangen hat die Geschichte aber am  25. Juli 1828, als Ignaz Bösendorfer das Unternehmen in Wien gegründet hat. Die Flügel von Bösendorfer haben im 19. und 20. Jahrhundert die Entwicklung der Klaviermusik maßgeblich begleitet. Innerhalb kürzester Zeit erwarb er sich Bösendorfer durch seine sauber verarbeiteten und klangschönen Instrumente einen hervorragenden Ruf und erhielt 1839, als erster Klaviermacher überhaupt, vom Kaiser den Titel eines k.k. Hof-Claviermachers. 1858 folgte die Ernennung zum höher angesehenen Kammerlieferanten des Kaisers.

Als er 1859 starb, übernahm sein erst 24-jähriger Sohn Ludwig Bösendorfer das Unternehmen. Der Titel der Hof- und Kammerlieferanten waren auf die Person bezogen deshalb musste er erneut ein Gesuch beim Kaiser einreichen. Den Titel des k.u.k. Hoflieferanten erhielt er erst 1866, den des Kammerlieferanten Seiner Majestät 1869. Mit viel Geschick führte er das Unternehmen weiter und die Instrumente wurden bald in alle Welt exportiert. Franz Liszt, der Ausnahmepianist, dessen Klavierspiel bis dahin noch fast jedes Klavier ruiniert hatte, spielte vorwiegend auf Bösendorfer-Klavieren, da diese Instrumente seinem Spiel standhielten.

Das erste Konzert fand in der ehemaligen Reitschule des Palais Liechtenstein an der Herrengasse statt, dem Bösendorfersaal mit seiner legendären Akustik.

Aufsehen erregte 1900 der Imperial-Flügel mit acht Oktaven Tonumfang (vom Subkontra-C bis zum c5), der auf Anregung von Ferruccio Busoni gebaut wurde. Mit seinen 290 Zentimetern war der Imperial bis zum Erscheinen des Modells 308 der Firma Fazioli der längste in Serie hergestellte Flügel und ist bis heute das einzige Klavier mit 97 Tasten.

 

 

Bösendorfer ist der am längsten bestehende Klavierhersteller der Welt.

In diese Zeit um die Jahrhundertwende fiel die Hochblüte des Klavierbaus, an der Bösendorfer wesentlichen Anteil hatte. Die Instrumente waren technisch ausgereift, nur bestes Material fand Verwendung und in der Produktion war der Faktor Zeit noch nicht der entscheidende.

Ludwig Bösendorfer hatte keine Kinder und verkaufte 1909 das Unternehmen seinem Freund Carl Hutterstrasser. 1913 fiel trotz zahlreicher Proteste der Bösendorfer Saal der Bauspekulation zum Opfer. Am Ende des Abschiedskonzertes verließ das Publikum schweigend den akustisch besten Saal Wiens. Das Gebäude wurde abgerissen und wie zum Hohn blieb der Platz im Zentrum von Wien für viele Jahre unbebaut.

Der Erste Weltkrieg brachte dem Unternehmen einen schweren Rückschlag. 1919 starb Ludwig Bösendorfer. Die Produktion lief nur schleppend wieder an. 1931 traten die Söhne Carl Hutterstrassers, Alexander und Wolfgang, in das Unternehmen ein, das eine OHG (Offene Handelsgesellschaft) wurde.

Der Zweite Weltkrieg brachte den nächsten großen Rückschlag, 1944 verbrannte nach einem Bombenangriff das Holzlager. Langsam konnte nach dem Krieg die Produktion wieder aufgenommen und gesteigert werden. In den Jahren der sowjetischen Besatzung konnte Steinway sozusagen ohne Konkurrent den Markt erobern.

Anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Firma 1953 stiftete Bösendorfer einen goldenen Fingerring als Auszeichnung für den bedeutendsten Pianisten. Erster Träger des Bösendorfer-Rings wurde Wilhelm Backhaus. Der Ring wird weitergegeben nach dem Tode des Trägers an einen vorher von ihm bestimmten, würdigen Nachfolger.

1966 wurde das Unternehmen Bösendorfer zur Aktiengesellschaft und zu 100 % von der US-amerikanischen Firma Kimball International in Jasper (Indiana) übernommen. Diese Firma beschäftigte sich mit Holzverarbeitung im weitesten Sinn und baute auch Klaviere. Zwar konnte mit dem Engagement von Kimball die Produktion gesteigert und viele Instrumente in alle Welt exportiert werden, aber gravierende Managementfehler führten in den 1980er Jahren zu einem deutlichen Qualitätsverlust bei gleichzeitig stark steigenden Preisen für die Instrumente.

Im Jahre 1973 wurde die Fertigung zum Großteil in die neue Fabrik in Wiener Neustadt verlegt, 1983 für Konzerte ein neuer Bösendorfer-Saal im Fabrikgebäude auf der Wiener Wieden eingeweiht.

Mit dem Ende der 90er Jahre gelang wieder eine deutliche Steigerung der Qualität der Instrumente auf ein angemessenes Niveau.

2001 erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und damit das Recht zum Führen des Bundeswappens im Geschäftsverkehr.

2002 kam Bösendorfer wieder in österreichische Hand, das Unternehmen wurde von der Bawag-Unternehmensgruppe übernommen. Nach den Turbulenzen der BAWAG und deren Übernahme durch den US-Fonds Cerberus wurde die traditionsreiche Klaviermanufaktur im Dezember 2007 an den japanischen Musikinstrumentenerzeuger Yamaha verkauft. Yamaha, seinerseits einer der größten und bedeutendsten Klavierhersteller, der seine Instrumente zurzeit in Japan, England (bis Herbst 2009) und Indonesien produziert, hat für Bösendorfer eine Garantie für den Standort Österreich abgegeben.

Am 19. Mai 2010 wurde das neue Auswahlzentrum am Produktionsstandort Wiener Neustadt eröffnet, wo auch die Instrumente unter Konzertsaalbedingungen ausprobiert werden können. Gleichzeitig wurden die Verwaltung und der Verkauf aus Wien nach Wiener Neustadt übersiedelt, um so Einsparungen zu erzielen. Seit Oktober 2010 gibt es im Mozarthaus Vienna in der Domgasse 5, nahe dem Stephansdom, wieder einen „Bösendorfer Saal“, in dem regelmäßig Konzerte veranstaltet werden.

2003 brachte die Österreichische Post eine Briefmarke anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Unternehmens heraus und im Herbst 2013 hat Bösendorfer das 50.000ste Instrument gebaut, weniger als ein Zehntel der Stückzahl von Hauptkonkurrent Steinway.

Mehr Infos auf https://www.boesendorfer.com/de/pianos/pianos

 

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