Wir berichten in Zukunft in unregelmäßigen Abständen über die berühmtesten Konzerthäuser der Welt. Den Anfang macht die Carnegie Hall; ein Konzerthaus in Manhattan / New York City. Es befindet sich an der Ecke 57. Straße und 7. Avenue. Es ist einer der bekanntesten Veranstaltungsorte für klassische und auch für Jazz- und Pop-Konzerte in Amerika.
Geschichte
Das Gebäude trägt den Namen von Andrew Carnegie, der den Erbau finanzierte. William Burnet Tuthill entwarf das Konzerthaus als Ziegelsteinbau im italienischen Renaissance-Stil. Die Bauarbeiten begannen 1890. Die erste Nutzung erfolgte im April 1891; die Fertigstellung erfolgte jedoch erst 1897. Die offizielle Eröffnung fand am 5. Mai 1891 statt. Der russische Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski dirigierte fünf Abende lang persönlich durch seine Werke. Für zwei Dollar Eintritt konnte man bei dieser Premiere einen Weltstar erleben, das günstigste Ticket auf den Rängen kostete nur 45 Cent.
Ursprünglich besaß die Carnegie Hall drei Konzertsäle: die Main Hall („Großer Saal“), die Recital Hall („Kleiner Saal“) und die Chamber Music Hall („Kammermusiksaal“).
Der große Saal heißt seit der Renovierung 1986 „Isaac Stern Auditorium“. Er bietet Sitzplätze für 2.800 Zuschauer auf fünf Ebenen. Seine Akustik ist berühmt; er gilt als einer der besten Konzertsäle der Welt.
Der Kammermusiksaal im dritten Stock der Carnegie Hall (270 Sitzplätze) trägt seit 1986 den Namen „Joan and Sanford L. Weill Recital Hall“. Der kleine Saal im Untergeschoss wurde 1898 an die AADA (American Academy of Dramatic Arts) vermietet und nach 1960 zu einem Kino umgebaut. Seit 1997 entstand hier ein moderner Mehrzwecksaal mit 600 Sitzplätzen, die 2003 eröffnete „Judy and Arthur Zankel Hall“. Ebenfalls in der Carnegie Hall finden sich das Rose Museum und das Carnegie Hall Archive.
Gründung des Archives 1991
Erst 1986 stellte sich heraus, dass die Carnegie Hall nie konsequent ein Archiv geführt hatte. In Vorbereitung auf die Feier des 100. Geburtstages der Carnegie Hall im Jahr 1991 richtete das Management in diesem Jahr das Archiv der Carnegie Hall ein.
Das Gebäude war im Besitz der Carnegie-Familie, bis Carnegies Witwe es 1924 an den Grundstücksmakler Robert E. Simon verkaufte. Als die New Yorker Philharmoniker 1960 ins Lincoln Center umzogen, gab es Pläne, das Gebäude abzureißen und stattdessen ein Geschäftsgebäude zu errichten. Unter dem Druck einer von Isaac Stern geführten Gruppe kaufte es die Stadt New York 1960 für die Summe von fünf Millionen Dollar und verpachtete es an eine gemeinnützige Organisation. Im Dezember 1962 wurde die Carnegie Hall zu einem National Historic Landmark erklärt. Das Konzerthaus war Veranstaltungsort der Dimitri Mitropoulos International Music Competition.
Trotz des Denkmalstatus der Carnegie Hall wurden die Pläne für ein Geschäftsgebäude nicht völlig aufgegeben: 1987–1989 wurde ein 60-stöckiges Wohn- und Bürogebäude, genannt Carnegie Hall Tower, in unmittelbarer Nähe der Carnegie Hall im selben Block erbaut.
Das Gebäude wurde von 1983 bis 1995 aufwendig renoviert.
Klassik u.a. mit Leonard Bernstein
Die meisten der größten Interpreten klassischer Musik haben in der Carnegie Hall gespielt. Die Lobbys ist mit signierten Porträts und Erinnerungsstücken geschmückt. Das NBC Symphony Orchestra unter der Leitung von Arturo Toscanini hat häufig in der Haupthalle für RCA Victor aufgenommen. Am 14. November 1943 hatte der 25-jährige Leonard Bernstein sein großes Debüt als Dirigent, als er in einem von CBS ausgestrahlten Konzert einen plötzlich erkrankten Bruno Walter ersetzen musste, was ihn sofort berühmt machte. Im Herbst 1950 wurden die wöchentlichen Rundfunkkonzerte des Orchesters dorthin verlegt, bis sich das Orchester 1954 auflöste. Einige der Konzerte wurden von der NBC im Fernsehen übertragen.
Viele legendäre Jazz- und Popmusikkünstler haben in der Carnegie Hall unvergessliche Auftritte gegeben, darunter Benny Goodman, Duke Ellington, Glenn Miller, Billie Holiday, Billy Eckstine, das Dave Brubeck Quartett, Keith Jarrett, Judy Garland, Harry Belafonte, Charles Aznavour, Simon & Garfunkel, Paul Robeson, Nina Simone, Shirley Bassey, James Taylor und Stevie Ray Vaughan.
In der Halle fanden auch viele berühmte Vorträge statt, darunter der Silver Anniversary Lecture des Tuskegee Institute von Booker T. Washington (US-amerikanischer Pädagoge, Sozialreformer und Bürgerrechtler) und der letzte öffentliche Vortrag von Mark Twain, beide 1906.
The Famous Carnegie Hall Concert 1938 von Benny Goodman
Das Benny Goodman Orchestra gab am 16. Januar 1938 ein ausverkauftes Swing- und Jazzkonzert. In der Band spielten viele bekannte Gastmusiker wie u.a. Count Basie, Lionel Hampton, Gene Krupa und Mitglieder des Orchesters von Duke Ellington. Die LP dazu wurde erst 1950 veröffentlicht und war die erste Doppel-Langspielplatte überhaupt.
Rock & Pop u.a. The Beatles & Led Zeppelin
Rock’n’Roll-Musik kam zum ersten Mal in die Carnegie Hall, als Bill Haley & His Comets am 6. Mai 1955 in einem Varieté-Benefizkonzert auftraten. Rock Acts wurden jedoch nicht regelmäßig in der Halle gebucht, bis die Beatles am 12. Februar 1964 zwei Shows während ihrer historischen ersten Reise in die Vereinigten Staaten aufführten. Der Veranstalter Sid Bernstein überzeugte die Verantwortlichen davon dass die Genehmigung eines Beatles-Konzerts „das internationale Verständnis zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien fördern würde“. Led Zeppelin war der erste Hardrock-Act, der in der Carnegie Hall spielte, seit die Rolling Stones Mitte der 60er Jahre dort auftraten. Zwei Konzerte wurden am 17. Oktober 1969 aufgeführt.
Seitdem sind jede Saison zahlreiche Rock-, Blues-, Jazz- und Country-Künstler in der Halle aufgetreten. Jethro Tull veröffentlichte die Bänder, die bei seiner Präsentation in einem Benefit-Konzert von 1970 aufgenommen wurden, bei der Wiederveröffentlichung des Stand Up-Albums im Jahr 2010. Ike & Tina Turner spielten am 1. April 1971 ein Konzert, das zu ihrem Album What You Hear is What You Get führte. Die Beach Boys spielten 1971 und 1972 Konzerte und zwei Songs aus der Show erschienen auf ihrem Endless Harmony Soundtrack. Chicago nahm 1971 das 4-LP-Box-Set Chicago in der Carnegie Hall auf.
In der Saison 2015–2016 wurde das 125-jährige Bestehen des Saals gefeiert.
Anekdoten
Es wird berichtet dass ein Fußgänger in der siebenundfünfzigsten Straße in Manhattan den Geiger Jascha Heifetz anhielt und fragte: „Können Sie mir sagen, wie ich zur Carnegie Hall komme?“ „Ja“, sagte Heifetz. „Übe!“
Dieser alte Witz ist Teil der Legende der Halle geworden, aber seine Ursprünge bleiben ein Rätsel. Laut der New York Times wurde der Hauptdarsteller der Geschichte zu verschiedenen Zeiten entweder als unbenannter Mann, als Geiger Jascha Heifetz oder als Pianist Arthur Rubinstein beschrieben.