Fender bringt sein US-Standard-Programm auf neuesten Stand mit der „Fender American Professional Telecaster Deluxe Shawbucker“
Nun ist es soweit, Fender ergänzt sein US-Standard-Programm mit der American-Professional-Serie. Erhältlich sind neben konventionellen Singelcoil-Strats und -Teles auch Humbucker-Varianten – z.B. die Deluxe-Telecaster.
Erstmals kam die Deluxe-Tele 1972 auf den Markt. Allerdings blieb das Modell hinter den Erwartungen von Fender zurück. Für die Deluxe-Tele hatte Fender sogar „Mr. Humbucker“ Seth Lover engagiert. Lover war es, der den legendären Pick-up für Gibson entworfen hat. Damals wollte man auf dem aktuellen Rock-Markt Fuß fassen. Dazu entwickelte man die heute raren und teuren ,,Wide Range“-Humbucker. 1981 wurde die Produktion eingestellt da sie sich als echte Alternative zu Gibsons Les Paul nicht durchsetzten konnte. Heute sind die Deluxes und diverse personalisierte Ableger wieder erfolgreich und sprechen eine ganz neue Zielgruppe an. Bei Hard & Heavy- und Indie-Künstlern wie z.B. John 5 (Marilyn Manson, Roh Zombie), Jim Root (Slipknot, Stone Sour) und auch Chris Shiflett von den Foo Fighters sind aufgebockte Teles mittlerweile weit verbreitet.
Humbucker im Boot
Für das neue Model Deluxe konnte Fender einen weiteren Humbucker-Fachmann gewinnen. Tim Shaw war ebenfalls für Gibson tätig, bevor er zu Fender wechselte. Das neue Modell ähnelt optisch der Shiflett-Signature, kommt aber ohne die traditionelle Strat Kopfplatte des Originals aus.
Statt 21 finden hier 22 Bünde Platz, ansonsten dominieren traditionelle Trademarks wie vier „Amp“ Potis mit Volume und Tone pro Pickup, das großformatige Schlagbrett und die Ausfräsung an der oberen Korpusrückseite – ein Feature, das die Singlecoil-Teles der neuen American-Pro-Serie nicht aufweisen. Die aktuellen Modele sind in unterschiedlichen Farb- und Holzvarianten erhältlich. Der Korpus besteht bei unserem Modell im „Sonic Gray“-Farbton ebenso wie bei den Versionen in Schwarz und Three Tone Sunburst aus Erle, bei der Naturausführung wurde Esche verwendet. Beim Griffbrett gibt es die Wahl zwischen Palisander (So Gray, Sunburst) oder Ahorn (schwarz). Neben den Pickups wurde auch der Steg überarbeitet: Die neue Hardtail Bridge verfügt über Saitenreiter aus gebogenem Stahl, die Saiten werden durch den Korpus geführt. Einiges hat die Deluxe dennoch mit den anderen Modellen der neuen Serie gemeinsam: Überarbeitet wurde die Halsform, die jetzt etwas dicker ist und mehr Substanz hat. (,,Deep C“-Profil), die Abmessungen der Bundstäbchen (nunmehr schmaler und höher) sowie der Sattel (aktuell aus Knochen). Dann kommt die „Treble Bleed“-Regelung, die ein Höhenverlust beim runter drehen des Volume Reglers verhindern soll, und auch der Hartschalenkoffer wurde neu entwickelt – als One-fits-all-Variante nimmt er alle Teles und Strat auf, und zwar sowohl in Rechts als auch in Links. Die Mechaniken sind für eine optimierte Saitenführung gestaggered, also unterschiedlich hoch.
Kein Baseball-Schläger
Mit ihren Specs liegt die Deluxe-Tele sehr gut in der Hand, das Halsprofil dürfte den allermeisten Gitarristen zusagen – sofern sie nicht auf Baseball-Schläger oder Hälse die extrem flach und breit sind stehen. Am Amp bestätigt sich der Eindruck, dass es sich hier um eine Gitarre mit Allround-Fähigkeiten handelt. Der typische Twang einer Singelcoil Tele fehlt, aber ansonsten ist die Deluxe für vieles zu haben. Das liegt vor allem daran, dass die Pickups mit einem eher dezenten Output versehen wurden und daher sehr dynamisch auf den Anschlag und die Stellung der Potis reagieren. Da auch die Mitten, anders als bei vielen anderen Humbuckern, nicht übermäßig dominant abgebildet werden, bleibt der Sound stets transparent. Damit bietet sich die Gitarre für eine Vielzahl von Stilen zwischen den Extremen Country und Metal an – von Jazz über Blues und Pop & Rock bis Indie. Die wahren Stärken der Deluxe liegen woanders: etwa in der Akkordbegleitung bei den oben genannten Stilen oder bei knackig-bissigen Solo-Lieks abseits von Santana & Co. Nicht nur optisch spricht sie dabei eine eigene Zielgruppe an, die sich von der breiten Masse abheben möchte. Die Kombination aus Schraubhals, Langmensur und Hölzern wie Erle oder Ahorn in Kombination mit zwei Humbuckern und der entsprechenden Elektrik eröffnet auch klanglich eine eigene Perspektive. Wer nicht dem Mainstream folgt, findet hier die passende Gitarre. Fenders neue American Professional-Serie kann mit kleinen, aber feinen Updates punkten. Die Teles präsentieren sich als vielseitige Begleiter auf hohen Niveau. Die Deluxe wird offiziell für 1.729 Euro verkauft – da kann man das natürlich auch erwarten. Dem gegenüber stehen hochwertige Specs, der konstante Wert sowie das gute Gefühl, the „real deal“ erstanden zu haben. Ob die klassische Singlecoil-Version oder eher die individuelle Deluxe bevorzugtwird, hängt von den persönlichen Präferenzen ab. Wer etwas mehr haben möchte als eine Standard-Tele und gerne auf individuelleren Pfaden unterwegs ist, könnte in der neuen Deluxe das passende Angebot finden. Mit komfortablen Updates und moderaten Pick-ups liegt sie gut in der Hand und lässt sich vielseitig einsetzen. Die neue American-Professional-Serie ist zwar kein Angebot, bietet aber auch einen entsprechenden Gegenwert.
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