Frank Sinatra – zum 20. Todestag

I did it, my way

Am 29. April 1989 habe ich Frank Sinatra, den vielleicht größten Entertainer und einer der charismatischsten Künstler den die Welt je erlebt hatte in München in der Olympiahalle live erlebt. Er war gemeinsam auf Welttournee mit Liza Minnelli und Sammy Davis, Jr.. Die Tour lief unter dem Motto „The Ultimate Event“. Ich hatte das Glück in der dreizehnten Reihe zu sitzen, die Karte kostete damals unglaubliche 300 DM (ca. 153 Euro). Hierbei muss man bedenken das um 1990 eine Karte für Künstler wie Tina Turner oder Prince in der Arena gerade mal 50 DM (ca. 25 Euro)  gekostet hat. Das Orchester wurde geleitet von Frank Sinatra´s Sohn; Frank Sinatra Jr. Die ersten zehn Reihen waren nie im freien Verkauf, kosteten aber pro Karte 500 DM (ca. 250 Euro). Das Konzert war bis dahin das teuerste das es je in München gegeben hat. Leider war Dean Martin damals nicht dabei, er ist aus gesundheitlichen Gründen während der USA-Tour bereits ausgestiegen. Ersetzt wurde er dann durch Liza Minnelli. Sinatra war damals bereits 73 Jahre alt, trotzdem war die Faszination früherer Tage die von ihm ausging immer noch zu spüren.

Die folgenden Titel hat Sinatra in dem Konzert gesungen:

For Once in My Life, Come Rain or Come Shine, The Best Is Yet to Come, I Have Dreamed, Where or When, Bewitched, Bothered and Bewildered, Strangers in the Night, Mack the Knife, Soliloquy und My Way. Danach folgte noch ein Medley gemeinsam mit Liza Minnelli & Sammy Davis Jr. Style (with Liza Minnelli & Sammy Davis Jr.), Witchcraft (with Sammy Davis Jr.), All or Nothing at All, I’ve Got You Under My Skin, All the Way, The Lady Is a Tramp und Theme From New York, New York (with Liza Minnelli & Sammy Davis Jr.).

Angefangen hat aber alles am 12. Dezember 1915 in Hoboken, New Jersey. Sinatra war der Sohn italo-amerikanischer Eltern. Der Vater stammte aus Palermo, die Mutter aus Lumarzo bei Genua.

Bildergebnis für FRank Sinatra

Im September 1935 gewann Sinatra einen Talentwettbewerb mit dem Vokalquartett „The Hoboken Four“ Ab 1937 arbeitete er für 18 Monate in einem festen Engagement als Entertainer in einem Musiklokal in New Jersey, das von Stars wie Cole Porter besucht wurde, und legte dort und mit weiteren Radioauftritten den Grundstein für seine professionelle Karriere. Er begann seine musikalische Karriere in der Swing-Ära als Sänger in den Orchestern von Harry James und Tommy Dorsey.

Die Nutzung des Mediums Radio war eine Grundlage für Sinatras Popularität und so wurde Sinatra wurde zum musikalischen Idol der Weltkriegsgeneration. Vor allem die jungen Mädchen standen auf „Frankie Boy“, der die erste Massenhysterie der Popgeschichte auslöste. Auch als Schauspieler in Musicals und Komödien feierte Sinatra Erfolge. 1945 konzipierte und realisierte er den Kurzfilm „The House I Live In“ (RKO Radio Pictures, 1945), in dem er als alleiniger Hauptdarsteller ein Plädoyer für die Gleichberechtigung aller Rassen und Religionen hielt. Dafür wurde Sinatra, der Produzent Frank Ross und Regisseur Mervyn LeRoy Anfang März 1946 mit einem eigens geschaffenen Oscar für 1945 ausgezeichnet. Frank Sinatra erhielt später noch zwei weitere Oscars, 1953 den Preis als bester Nebendarsteller und 1970 den Ehren-Oscar; dazu kam noch eine Nominierung als bester Hauptdarsteller in „Der Mann mit dem goldenen Arm“ von 1955.

Anfang der 1950er verblaßte Sinatra´s Ruhm. Seine Gesangskarriere schien am Ende. Seine erste eigene Fernsehserie „The Frank Sinatra Show“ (1950–52) wurde ein kommerzieller Flop, und im Herbst 1952 verlor er auch noch seinen Plattenvertrag bei Columbia Records, nachdem schon seine Filmfirma den Vertrag nicht verlängert hatte. 1952 hatte Sinatra sich für eine ernste Rolle beworben, die des Angelo Maggio in dem Filmklassiker „Verdammt in alle Ewigkeit“ an der Seite von Burt Lancaster. Fred Zinnemann, der Regisseur des Filmes war jedoch zunächst nicht bereit, die Rolle an ihn zu vergeben, und ließ sich erst überzeugen, als Sinatra auf Probeaufnahmen bestand. Gerüchten zufolge wurde er erst von Zinnemann engagiert, nachdem dieser massiv von der Mafia bedroht worden war. Darauf wurde später in einer Szene des Films „Der Pate“ (1972) angespielt: Die Figur des Johnny Fontane, eines weinerlichen Schnulzensängers, der beim „Paten“ um Unterstützung für seine Karriere bettelt (und diese auch bekommt), soll Sinatra nachempfunden sein. (Mario Puzo, der Autor der Romanvorlage, hat diesen Zusammenhang aber stets bestritten). Sinatra bekam nicht nur die Rolle, sondern ebenfalls den Oscar als bester Nebendarsteller.

Frank Sinatra

Es folgten teilweise bis zu vier Filme pro Jahr, u.a. mit Grace Kelly und Bing Crosby in „Die oberen Zehntausend“. Zunehmend war er jetzt auf den Konzertbühnen der Glücksspielmetropole Las Vegas zu finden, und mit seiner wöchentlichen Sendung „The Frank Sinatra Show“ (1957/58) sowie weiteren Specials und Gastauftritten war er zudem wieder im Fernsehen präsent. Sein Comeback war geglückt.

Ab 1953 hatte Sinatra wieder einen neuen Plattenvertrag mit dem Label Capitol Records. In den folgenden Jahren nahm er dort eine Reihe von Alben wie „In the Wee Small Hours“, „Songs for Swingin’ Lovers“, „Come Fly with Me“ oder „Sinatra Sings for Only the Lonely“ auf, viele davon mit den Arrangeuren Nelson Riddle, Billy May und Gordon Jenkins.

Besonders mit seinen Freunden Sammy Davis, Jr., Dean Martin, Joey Bishop und Peter Lawford, mit denen er in den 60er Jahren legendäre Auftritte im „The Sands“ in Las Vegas hatte (später bezeichnet als „The Rat Pack“, sie selbst verwendeten diese Bezeichnung nie und nannten ihre Shows einfach nur „The Summit“), waren angeblich regelrechte Gelage keine Seltenheit.

In den 60er Jahren war er in mehrerlei Hinsicht der Entertainer schlechthin, hatte vielfach preisgekrönte Specials im Fernsehen, ging auf zahlreiche Tourneen im In- und Ausland und konnte als Schauspieler ebenso wie als Filmproduzent und Regisseur im Filmgeschäft Fuß fassen. Weil er mit seinen Vertragsbedingungen bei Capitol zunehmend unzufrieden gewesen war, hatte er 1960 seine eigene Plattenfirma Reprise Records gegründet, für die er ab 1962 seine Musikaufnahmen ausschließlich produzierte. 1963 verkaufte er die Firma mit großem Gewinn an die Warner Music Group, behielt aber für seine eigenen Aufnahmen und Projekte die volle Entscheidungsgewalt. 1966 gelang Frank Sinatra mit „Strangers in the Night“, einer Komposition von Bert Kaempfert, Charles Singleton und Eddie Snyder, der bis dahin größte kommerzielle Erfolg seiner musikalischen Karriere. Dieser Höhepunkt wurde begleitet von dem Grammy-Gewinn für die Alben „September of My Years“ und „A Man and His Music“ und mehreren Emmy-Gewinnen für seine „A Man and His Music-Fernsehspecials“ (1965–1967). Ende Dezember 1968 nahm er mit „My Way“, einer von Paul Anka getexteten englischen Adaption des französischen Chansons „Comme d’habitude“ (von Claude François, Jacques Revaux und Gilles Thibault), ein Lied auf, das fortan in seiner Version zum Welthit und zu seiner eigenen Erkennungsmelodie werden sollte.

Frank Sinatra

Im Frühjahr 1971 verkündete Frank Sinatra seinen Abschied von der Bühne und dem Showbusiness, trat jedoch nach zweijähriger Pause ab 1973 und dann bis in die 1990er Jahre hinein wieder regelmäßig auf und machte weiterhin Schallplattenaufnahmen. Dabei beschränkte sich Sinatra nicht nur darauf, bereits veröffentlichte Lieder immer wieder neu zu interpretieren, sondern nahm im Jahr 1979 mit dem 1977 entstandenen „Theme from New York, New York“ einen neuen Hit auf, der mit zu seinem Markenzeichen wurde. Im selben Jahr entstand „The Future“, eine dreiviertelstündige musikalische Suite mit autobiographischen Anspielungen, die Gordon Jenkins komponiert hatte. Es folgten zahlreiche weitere Konzertreisen auf alle fünf Kontinente. Die 1980er Jahre wurden zu Sinatras kommerziell erfolgreichsten Bühnenjahren im Ausland ebenso wie im Inland, wo er vor allem mit seinen Konzertserien in der New Yorker Carnegie Hall zum Teil bis heute bestehende Zuschauerrekorde aufstellte. Anfang der 90er Jahre veröffentlichte Sinatra zwei CD`s (Duets I & II), auf denen er seine Hits mit verschiedenen Duettpartnern neu einspielte; u.a. mit Bono (U2).

Seinen letzten Auftritt hatte Sinatra im Februar 1995 in Palm Springs am Rande eines von ihm selbst veranstalteten Benefiz-Golfturniers. Beim Aufzeichnungstermin der offiziellen Gala zu seinem 80. Geburtstag am 19. November 1995 stand er letztmals auf einer Bühne. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Sinatra am 25. Oktober 1996, als er gemeinsam mit seiner Frau eine Benefizveranstaltung in Beverly Hills besuchte. Nach längerer Krankheit verstarb Sinatra schließlich am 14. Mai 1998 nach einem Herzinfarkt.

Sinatra war ein sehr produktiver Künstler, der in 54 Jahren zwischen 1939 und 1993 insgesamt knapp 1.300 Lieder im Studio einspielte. Mit seiner Bühnenkarriere zwischen 1933 und 1995 kommt er mit live gesungenen Interpretationen auf insgesamt rund 1.900 verschiedene Lieder. Dabei war er vielfach ein Mann der Superlative. Von 1940 bis 2007 etwa verging kein Jahr, ohne dass wenigstens ein Sinatra-Titel in den Billboard-Charts (Singles beziehungsweise Alben) aufgetaucht wäre. Sein Capitol-Album „Come Dance with Me“ hielt sich ab 31. Januar 1959 ganze 140 Wochen in den Billboard-LP-Charts, neun weitere Alben blieben dort länger als ein Jahr.

Zwischen Januar 1961 und August 1963 veröffentlichte Sinatra insgesamt 14 verschiedene komplett neu eingespielte Alben, von denen 12 in die Top-30 der Billboard-Charts kamen. Sinatra selbst gewann seit der Einführung des Preises 1958 bis 1995 achtzehnmal den Grammy und erhielt weitere 25 Nominierungen (postum kamen weitere Preise und Nominierungen hinzu). Für seine musikalischen Fernsehshows gewann er viermal den Emmy. Mit seinem Konzert im Fußballstadion Maracana in Rio de Janeiro im Januar 1980 vor 175.000 Zuschauern war Sinatra bis 1988, als Tina Turner an gleicher Stelle mehr Zuhörer anlockte, im Guinness-Buch der Rekorde vertreten.

Sinatra ist auf allen Kontinenten der Erde und in mehr als drei Dutzend Ländern aufgetreten; in über 90 verschiedenen Ländern wurden seine Platten zu Lebzeiten in eigenen Pressungen verkauft. Acht Jahre nach seinem Tod brach Frank Sinatra noch Rekorde – bereits vor der offiziellen Eröffnung im März 2006 verkaufte das Palladium-Theatre in London (wo Sinatra 1950 sein Konzertdebüt in England gegeben hatte) für mehr als 1,5 Millionen Pfund Tickets für eine mehrmonatige Multimedia-Sinatra-Konzertshow. Den vorherigen Rekord hatte Sinatra im November 1975 mit einer Konzertreihe zusammen mit Sarah Vaughan und Count Basie selbst aufgestellt, als es für insgesamt 15.000 Tickets für zehn Shows in acht Tagen knapp 400.000 Anfragen gab.

Seine Musik läßt sich am besten mit einem Glas Jack Daniel´s genießen. Frank Sinatra wird durch seine Musik ewig weiterleben.

Wir sagen „Thank you, Frank“.

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