Der Sänger, Pianist, Produzent und Grammy-Gewinner Dr. John ist am frühen Donnerstagmorgen an einem Herzinfarkt gestorben, teilte seine Familie über den offiziellen Twitter-Account Dr. Johns mit. Der Musiker aus New Orleans wurde 77 Jahre alt.
In seiner jahrzehntelangen Karriere gewann Dr. John (bürgerlicher Name Malcolm John Rebennack Jr.) insgesamt sechs Grammys. Er ist bekannt für seine Mischung aus verschiedenen Musikstilen wie Blues, Pop, Jazz oder Rock. Dr. Johns Familie betonte in ihrer Stellungnahme seine tiefe Verbundenheit zur Stadt New Orleans; Die „Washington Post“ würdigte ihn als die „flamboyante Seele der Musik aus New Orleans“.
New Orleans; seine Heimatstadt prägte ihn kulturell und musikalisch sehr stark. Man zählte Dr. John zum wichtigsten Vertreter des „Voodoo Rock“. Am 20. November 1941 kam Rebennack in New Orleans zur Welt. Schon als Jugendlicher interessierte er sich für R&B-Musik und gründete eine High-School-Band (The Spades) mit Jerry Byrne (Lights Out) als Sänger. Rebennack wurde einer der ersten weißen Musiker, die regelmäßig bei vielen R&B-Sessions in New Orleans spielten und als feste Studiomusiker bei den legendären Ace Records arbeiteten. Einer seiner wichtigsten Einflüsse ist Professor Longhair. Seine ersten Aufnahmen für ACE spielte er zusammen mit Huey „Piano“ Smith (Rockin’ Pneumonia) und Frankie Ford (Sea Cruise (1957)) ein, die heutzutage von Plattensammlern als Raritäten gehandelt werden. Bis 1962 war er in New Orleans und in Los Angeles in verschiedenen Bands aktiv.
Den ersten großen Erfolg hatte Dr. John 1968 mit Gris-Gris, einer recht unheimlich klingenden Mischung aus Voodoo-Zaubersprüchen, Rhythm and Blues und kreolischer Soul-Musik. Laut eigenen Aussagen war er bereits seit seiner Kindheit von Zauberamuletten und eigenen nekromantischen Phantasien umgeben. Seine Großmutter soll beispielsweise Telekinese beherrscht haben und selbst im Raum geschwebt haben. 1977 arbeitete er gemeinsam mit Van Morrison an dessen Comeback-Album „A Period of Transition“ als Arrangeur und Musiker mit. Im selben Jahr gab es eine Reihe gemeinsamer Auftritte, die in einem Fernseh-Special gipfelten.
Mit farbenprächtigen, pittoresken Bühnenauftritten stilisierte er sich als „Dr. John (Creaux) the Night Tripper“ zu einer Ikone des Psychedelic Rock. Einige seiner Rockliturgien erhielten dabei eine besonders hypnotische Spannung, da er seine Stimme bewusst heiser und mit Flüster- und Krächzsequenzen einsetzte. Nach diesem ersten Höhepunkt seines Erfolgs und vielen kreativen und hektischen Jahren nahm Dr. Johns Produktivität qualitativ und quantitativ zunächst einmal ab. Die folgenden, in einer weniger frenetischen Kadenz veröffentlichten Alben fanden nicht viele Käufer.
Dr. John spielte mit vielen bekannten Künstlern: Grateful Dead, in Martin Scorceses Dokumentation „The Last Waltz“, auf dem Rolling-Stones-Album Exile on Main Street, Frank Zappa, Phil Spector, Sam Cooke, Aretha Franklin, Canned Heat (Living the Blues) oder Sonny and Cher. . Der Musiker hatte auch mit Drogenproblemen zu kämpfen und saß deswegen eine Zeit lang im Gefängnis.
Mit dem 1995 erschienenen Album „Afterglow“ wurde seine Liebe zum Jazz deutlich. Jazz-Standards aus den 1930er- und 1940er-Jahren prägten das Album.
Er sang den Song Cruella DeVille für den Disney-Film Hundert und ein Dalmatiner. Im Jahr 2009 ergab es eine weitere Zusammenarbeit mit den Disney-Studios. Das Eröffnungslied Down in New Orleans aus dem Zeichentrick-Film Küss den Frosch wird von Dr. John interpretiert.
2007 wurde Dr. John in die „Blues Hall of Fame“ aufgenommen und 2011 in die „Rock and Roll Hall of Fame“. Das legendäre Debütalbum Gris Gris (1968) belegt Platz 143 in der Liste der 500 besten Alben aller Zeiten des Rolling Stone. Sein Album Locked Down wurde 2013 mit dem Grammy Award for Best Blues Album ausgezeichnet.
Seit Ende 2017 wurde er nicht mehr häufig in der Öffentlichkeit gesehen. Damals sagte er einige Auftritte ab. Seine Sprecherin Karen Beninato hatte im vergangenen Jahr in einem Interview gesagt, er ruhe sich in seinem Haus in New Orleans aus. Seine Familie dankte allen, „die seine einzigartige musikalische Reise begleitet“ hatten, und bat um Privatsphäre.