Anna Maria Jopek – die Jazzsängerin aus Polen

Ich bin, ob alleine oder mit Familie, viel unterwegs. Alle Reisen verbindet aber eines, die Leidenschaft für Musik. Auf einer dieser Reisen war ich eben auch in Polen und war sehr überrascht über die Gastfreundschaft in diesem Land. Beeindruckend war die unberührte Natur, die endlosen Wälder und kilometerlange menschenleere Strände. Beim Besuch der Hauptstadt Warschau habe ich in einem Plattenladen mit großer Auswahl an polnischen Jazzscheiben die Sängerin Anna Maria Jopek entdeckt. Sie hat mich neugierig gemacht und so verfolgte ich ihre Karriere. Anna Maria Jopek ist wohl die bekannteste Jazz-Sängerin aus Polen.

Anna Maria Jopek kam 1970 als Tochter des bekannten polnischen Folkloresängers Stanisław Jopek und der Tänzerin Maria Stankiewicz in Warschau zur Welt. 1989 führte sie der Wef an die Manhattan School of Music in New York zum Jazz-Studium. 1994 schloss sie ihr Studium des klassischen Klaviers an der Fryderyk-Chopin-Musikakademie Warschau ab. Ihren ersten Plattenvertrag unterzeichnete sie bereits drei Jahre später bei Polygram und nahm ihr erstes Album auf: Ale Jestem (dt. „Aber ich bin“). Im gleichen Jahr vertrat sie Polen beim Eurovision Song Contest 1997 in Dublin. 1998 erhielt folgte für Ale Jestem eine Goldene Schallplatte. Für das nächstes Album Szeptem (dt. „Flüsternd“) erhielt sie im selben Jahr Platin und 2001 sogar Doppelplatin. Im April desselben Jahres wurde Anna Maria Jopek  mit dem „Fryderyk“ einer der wichtigsten polnischen Musikpreise verliehen. Im Jahr 2000 unternahm sie eine Konzertreise nach Israel; in Katowice/Polen bildete sie mit ihrer Band die Vorgruppe von Sting.

Der internationale Durchbruch gelang ihr 2002 mit dem Album Upojenie, das sie mit dem US-amerikanischen Jazz-Gitarristen Pat Metheny aufgenommen hat, der auch mehrere Songs für sie komponierte. Sie singt darauf teilweise polnisch, teilweise englisch. Im selben Jahr tourte sie mit ihrer Band in Deutschland und Österreich. Im September 2004 spielten sie in Kassel, Osnabrück, Frankreich und den USA. Im Oktober 2004 arbeitete sie mit dem deutschen Gitarristen Robert Wolf zusammen. 2005 erschien ihr Album Secret, das ausschließlich englischsprachige Songs enthält. Sie singt auf dieser CD unter anderem eigene Lieder und Coverversionen. Im Herbst und Winter 2005 war sie erneut auf Deutschlandtournee. 2011 erschienen mit Polanna, Haiku und Sobremesa gleichzeitig drei Alben mit unterschiedlicher Ausrichtung.

Diskografie (Auswahl)

1997: Ale jestem („Aber ich bin“) (Gold)

1998: Szeptem („Flüsternd“) (Doppelplatin)

1999: Jasnosłyszenie („Hellhören“) (Gold)

2000: Bosa („Barfuß“) (Gold)

2002: Barefoot (internationale Version von Bosa)

2002: Nienasycenie („Unersättlichkeit“) (Gold)

2002: Upojenie (mit Pat Metheny) („Taumel, Rausch“) (Platin)

2003: Farat (nach dem Studio „Farat“ in Warschau benannt), Album: (Gold), Videoalbum: (Platin)

2005: Secret („Geheimnis“)

2005: Niebo („Himmel“)

2006: Box Anna Maria Jopek (Gold)

2007: ID (Platin)

2008: Jo & Co (Gold)

2011: Polanna (Gold)

2011: Haiku (Platin)

2011: Sobremesa (Platin)

2017: Minione (mit Gonzalo Rubalcaba)

Pat Metheny sagt über sie: „Anna ist ursprünglich, einzigartig, anders. Sie ist wagemutig, sie ist bescheiden, sie ist offen. Sie ist eine großartige Musikerin. Seit sie Musik macht, hat sie stets versucht, immer nur den richtigen Ton zu treffen.“

Als klassisch geschulte Pianistin machte sie 1994 ihren Abschluß an der Fryderyk-Chopin-Musikakademie in Warschau. Anders als ihre Schwester Patricja, die Konzertviolinistin wurde, schlug Anna Maria jedoch keine klassische Karriere ein. Bei einem kurzen Studienaufenthalt in den USA, wo sie 1989 an der Manhattan School of Music einige Kurse besuchte, hatte sie ihre Leidenschaft für den Jazz entdeckt. Und so beschloß sie nach ihrem klassischen Studienabschluß die Musik von Mozart und Ravel gegen jene von Keith Jarrett auszutauschen sowie die großen Bühnen der Philharmonien (zunächst) gegen kleine, verrauchte Jazzclubs und Theater.

“Ich würde mich freue, wenn man meine Musik nicht unter Jazz einordnen würde”, meint Anna Maria Jopek, “aber auch nicht unter Pop, Folk oder wo auch immer. Meine Musik weist schließlich eine Menge verschiedenster Einflüsse auf. Den bedeutendsten Einfluß hatte sicherlich der Jazz mit seiner Freiheit, seinen Harmonien und seinem Sinn für Time. Aber aufgewachsen bin ich mit polnischer Volksmusik. Meine Wurzeln habe ich hier in der slawischen Landschaft und all ihren Klängen.”

Seit sie 1997 mit “Ale Jestem” debütierte hat Anna Maria Jopek vierzehn Alben unter eigenem Namen veröffentlicht und mit den bedeutendsten polnischen Künstlern (darunter der legendäre Trompeter Tomasz Stanko), aber auch internationalen Größen (etwa Joe Lovano) Aufnahmen gemacht oder auf der Bühne gestanden. 2008 arbeitete Sie im Rahmen des Warschauer “Summer Jazz”-Festivals mit einem weiteren ihrer Idole zusammen: dem Vokalakrobaten Bobby McFerrin.

Nach wie vor zieht sie die intime Atmosphäre kleiner Clubs den großen Konzerthallen vor. Auch wenn sie dort längst wieder angekommen ist. Bei Open-Air-Auftritten in ihrer Heimat zieht sie mühelos ein mehrtausendköpfiges Publikum an. Nicht weniger gefragt ist sie mittlerweile aber auch im Ausland. Ein besonders denkwürdiges Konzert gab sie im Januar 2004 in der ehrwürdigen New Yorker Carnegie Hall, die bei weitem nicht jedem Künstler ihre Bühne zur Verfügung stellt.

Nicht nur von ihren weltweiten Fans schlägt Anna Maria Jopek stürmische Begeisterung entgegen. Schon 1994 erhielt sie für einen Auftritt bei einem Festival im polnischen Witebsk eine Auszeichnung von Michel Legrand, während ihr 1998 mit dem “Fryderyk” einer der wichtigsten polnischen Musikpreise verliehen wurde. In ihrer Heimat wurden außerdem fast alle ihre Alben entweder mit Gold oder Platin veredelt. Dennoch behauptet Anna Maria Jopek ganz bescheiden: “Die Musik selbst ist für mich die höchste Auszeichnung. Und die größte Herausforderung.”

“Anna ist ursprünglich, einzigartig, anders”, meldet sich noch einmal Pat Metheny zu Wort. “Sie ist wagemutig, sie ist bescheiden, sie ist offen. Sie ist eine großartige Musikerin. Seit sie Musik macht, hat sie stets versucht, immer nur den richtigen Ton zu treffen.”

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