Gretsch Guitars, eine unglaubliche Geschichte!
Aus Mannheim emigrierte der 17-jährige Friedrich Gretsch 1873 nach Brooklyn. 1883 gründete Gretsch eine kleine Werkstatt für die Fertigung von Banjos, Tamburinen und Trommeln. Bis auf die Jahre 1967 – 1985 (Teil der Baldwin Piano Company) blieb das Unternehmen über fünf Generationen in den Händen der Familie, heute ist die Familie Gretsch nur noch im Besitz von „Gretsch Guitars“. Gretsch stellt heute akustische und elektrische Gitarren sowie Schlagzeuge her. Seit 2002 kontrolliert Fender die Produktion und den Vertrieb, die Sparte Schlagzeuge übernahm die Kaman Music Corparation.
Andere Unternehmen interessierten sich schnell für Gretsch´s Instrumente, wodurch das Geschäft sehr gut lief. Völlig unerwartet starb Friedrich Gretsch 1895 im Alter von nur 39 Jahren während einem Aufenthalt in Hamburg. Sein erst 15-jähriger Sohn Fred übernahm daraufhin die Firma. Unterstütztung erhielt er von seiner Mutter und zwei seiner jüngeren Brüder: Walter und Louis Gretsch. Ab 1900 wurden in dem Familienunternehmen auch Mandolinen gebaut. Schließlich trafen die ersten Bestellungen aus Europa ein. „Fred Gretsch Mfg. Co.“ expandierte und zog in ein zehnstöckiges Gebäude im Brooklyn um. Die Firma war bereits zu einem der bekanntesten Hersteller von Musikinstrumenten der USA geworden.
Mit den Big Bands die um 1930 aufgekommen sind wurde das Banjo allmählich von den Gitarren ersetzt. Die Firma beschloss, nun auch Gitarren zu bauen. Gretsch verpflichtete neben dem Saxophonisten Charles „Duke“ Kramer den Gitarristen Jimmie Webster, welcher als erster Gitarrist das Tapping angewandt haben soll. Schließlich kam 1939 die erste E-Gitarre von Gretsch auf den Markt, die „Electromatic Line“. Da dieses Model floppte, veröffentlichte man im selben Jahr die „Synchromatic Line“. Dieses Modell war wesentlich erfolgreicher.
Während des zweiten Weltkriegs wurde der Instrumentenbau eingestellt und Gretsch wurde wie viele andere Unternehmen gezwungen, in die Rüstungsindustrie einzusteigen. 1942 übergab Fred Gretsch die Firma an seine Söhne Fred Gretsch Jr. und William Gretsch. Fred Jr. wurde aber von der US Army eingezogen. Somit leitete William Gretsch das Unternehmen bis zu seinem Krebstod 1948. Damit war Fred Gretsch Jr. alleiniger Besitzer der Firma. Das innovativste Instrument von Gretsch aus dieser Zeit war aber keine Gitarre, sondern ein Schlagzeug: Das „Gretsch Broadkaster Drum Set“. Der Name war der Grund, weshalb die Firma Fender ihr erstes Solidbody-Gitarrenmodell, die „Fender Broadcaster“ in Telecaster umbenennen musste.
Unter der Leitung von Fred Gretsch Jr. baute das Unternehmen vor allem Mitte der 50er Jahre viele innovative Gitarren, beispielsweise das Modell 6120 und die bekannte „White Falcon“.
Den wichtigsten Beitrag zum Erfolg von Gretsch leistete einer der bedeutendsten Gitarristen seiner Zeit, Chet Atkins. Dank Chet Atkins erhielt Gretsch eine realistische Chance, im Wettbewerb gegen die bekannteren Hersteller Fender sowie Gibson zu bestehen. Es gelang Gretsch, tausende Gitarren mit Chet Atkins’ Namenszug auf dem Schlagbrett abzusetzen, insbesondere die Modelle „Country Gentleman“ (benannt nach einem erfolgreichen Stück von Chet Atkins) und „Tennessean“, eine preisgünstigere Version der „Country Gentleman“.
Besonders Rockabilly-Gitarristen wählten Gretsch-Modelle sogar Elvis Presley spielte auf einer Gretsch-Gitarre, er wählte eine Version der „Gretsch Country Gentleman“ die später unter dem Namen „Gretsch Country Classic“ vertrieben wurde. Auch George Harrison leistet einen wichtigen Beitrag zum Erfolg von Gretsch. Er trat Mitte der 60er Jahre in der Ed Sullivan Show mit einer „Country Gentleman“ auf. In den auf diese Sendung folgenden zwölf Monaten stieg der jährliche Absatz des Modells von etwa 50 auf über 2000 Stück.
Ab 1966 waren Produkte des Unternehmens jede Woche im Fernsehen zu sehen, da Gretsch die Gitarren und das Schlagzeug für die Gruppe „The Monkees“ bereitstellte. Schon bald konnte Gretsch die Nachfrage nach den Instrumenten nicht mehr nachkommen.
Nach dem Audiokommentar von Michael Nessmith der Folge „I’ve got a little song here“ auf dem DVD-Set „The Monkees: Season One“ bevorzugte Nesmith vor seiner Zeit bei den Monkees zwölfsaitige E-Gitarren. Zu jener Zeit stellte nur Rickenbacker zwölfsaitige E-Gitarren in Serie her. Der bluesig-nasale Gretsch-Klang gefiel Nesmith jedoch viel besser als der typische „poppige“ Klang einer Rickenbacker. Also ließ er sich von einem darauf spezialisierten Gitarrenbauer in Los Angeles eine „Country Gentleman“ entsprechend umbauen. Diese Gitarre spielte er in der Pilotfolge der Fernsehserie „The Monkees, Here Come The Monkees“. (Hinweis: Nach eingehender Betrachtung des Filmmaterials handelt es sich bei der von Nesmith als „Country Gentleman“ bezeichneten Gitarre in Wirklichkeit um eine „Gretsch Nashville“.) Die erfolgreiche Pilotfolge führte zur Produktion der Fernsehserie. Nachdem man mit Gretsch wegen der Bereitstellung der benötigten Instrumente übereingekommen war, wandte sich Nesmith mit der Anfrage wegen einer zwölfsaitigen E-Gitarre an Fred Gretsch. Der stimmte zu und konstruierte die „blonde“ zwölfsaitige E-Gitarre, die Nesmith fortan in allen Monkees-Folgen sowie im Studio und auf der Bühne spielte. Fred Gretsch fand Gefallen an diesem Instrument und ließ sie fortan in Serie bauen. Von 1966 bis 1968 produzierte Gretsch darüber hinaus die Gretsch 6123, ein sechssaitiges Monkees-Sondermodell.
Als Fred Gretsch sich 1967 zurückzog, gelang es ihm nicht, einen angemessenen Nachfolger für die Geschäftsleitung zu finden. Daher wurde Gretsch als Tochterunternehmen an die Baldwin Piano Company verkauft. In der Folge litt die Qualität der Instrumente und damit das Ansehen des Markennamens zunehmend unter Sparmaßnahmen. Brände in der Fabrik in den frühen 1970er Jahren verursachten zusätzliche schwere Probleme, so dass Baldwin die Produktion 1981 schließlich einstellte.
In den 1980er Jahren belebte Brian Setzer von den Stray Cats mit einem Rockabilly-Revival das Interesse an Gretsch-Instrumenten; heute produziert Gretsch ein entsprechendes Sondermodell. Auch Chris Isaak´s Wechsel zum Mainstream-Rock trug zum neuen Erfolg bei. Weitere Künstler die auf einer Gretsch-Gitarre spielten waren u.a. Chris Cheney, Billy Zoom, Malcolm Young, Billy Duffy und Bono. Bono besitzt ein Sondermodell, die grüne „Irish Falcon“, auf deren Schlagbrett der Slogan „The Goal Is Soul“ aufgedruckt ist.
Im Jahr 2003 schlossen Gretsch und Fender eine Vereinbarung, mit der Fender die überwiegende Kontrolle über die Herstellung und den Vertrieb von Gitarren übertragen wurde. Zuletzt erschienen in rascher Folge neue und Verbesserungen alter Modelle.
2008 feierte Gretsch sein 125-jähriges Firmenjubiläum. Im Januar 2015 wurde Gretsch Drums an DW (Drum Workshop) verkauft.