Der Musiker und Songwriter Charlie Daniels ist tot

Daniels spielte mit vielen Legenden wie Leonard Cohen, Ringo Starr und Bob Dylan. Er schrieb für Elvis Presley (It Hurts Me von 1964) und gründete die Charlie Daniels Band.

Bob Dylan und Charlie Daniels

Von den verschiedenen Varianten, Musiker fürs Studio zu rekrutieren, ist die Episode zwischen Bob Dylan und Scarlett Rivera einer der kuriosesten. Die rotblonde Violinistin ging Mitte der 70er-Jahre mit einem Geigenkasten unter dem Arm durch die Straßen New Yorks. Bob Dylan sah sie dort und fragte, ob sie das Instrument, das sie da trage, gut spielen könne. Sie sagte: „Ich denke schon,“ woraufhin Dylan sie zu einer Probe einlud. Noch am selben Abend stellte er Scarlett Rivera als seine neue Violinistin vor. Das Ergebnis gehört inzwischen zu den Meilensteinen der Pop-Geschichte. Scarlett Rivera spielt auf dem 1976 erschienenem Album „Desire“ und wirkte später auch bei der legendären „Rolling Thunder Revue“ mit, einer Tournee mit zahlreichen Gästen wie Joan Baez, Joni Mitchell und Roger McGuinn von den Byrds.

Mit einem anderen Geiger hatte Bob Dylan bereits einige Jahre zuvor Bekanntschaft gemacht, wenngleich die musikalische Zusammenarbeit etwas weniger pointiert zustande kam. Als Bob Dylan Ende der 60er-Jahre einige Alben in der Country-Metropole Nashville produzierte, war ein bereits vorgesehener Musiker ausgefallen, woraufhin Bob Johnston, später ein einflussreicher Manager von Columbia Records, seinen Freund Charlie Daniels mitbrachte. Bob Dylan war einverstanden und bat Daniels später, unbedingt zu bleiben. In seiner Autobiographie „Chronicles“ schreibt Dylan, er habe wohl sehr viel gemeinsam mit Daniels und: „Wenn Charlie dabei war, kam bei den Sessions immer etwas Gutes heraus“. Charlie Daniels gab das Kompliment später gern zurück. Bob Dylan sei damals in sehr guter Stimmung gewesen.

Der 1936 in Wilmington, North Carolina, geborene Charlie Daniels war ein Multi-Instrumentalist, der neben der Geige auch noch Gitarre, Bass und Banjo und als Studio-Musiker auch von Leonard Cohen, Ringo Starr und Willie Nelson angeheuert wurde. Seinen größten Chart-Erfolg hatte er mit dem Country-Stück „The devil went down to Georgia“, in dem er insbesondere bei Live-Auftritten auf sein virtuoses Geigenspiel setzen konnte. Aber Charlie Daniels war keinesfalls auf das Country-Genre festgelegt.

Daniels, der sich zeit seines Lebens sehr stark mit den US-amerikanischen Südstaaten und deren konservativen Werten identifizierte, aber auch von der Kultur der Hippies beeinflusst war, fühlte sich zu der ab 1969 entstehenden Musikrichtung des Southern Rock hingezogen, zu deren anerkanntesten Protagonisten er gemeinsam mit den Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd wurde. 1972 gründete er die Charlie Daniels Band. Daniels spielte Leadgitarre, Geige und sang. Mit in der Band waren Don Murray (Gitarre), Bassist Charlie Hayward und Schlagzeuger James W. Marshal, an den Keyboards Joe DiGregorio. 1973 hatte die Band ihren ersten Hit mit dem Song Uneasy Rider vom zweiten Album Honey in the Rock (1972). 1974 veröffentlichten sie Fire on the Mountain mit dem Hit Texas. Das Album kam in die Top 40 und erreichte Goldstatus. Ein weiterer Hit für Daniels war „The devil went down to Georgia“, eine Hymne auf den Southern Rock und das Lebensgefühl der Südstaaten. 1976 folgte das Album Saddle Tramp – auch diese Platte erreichte Gold. Während der 1970er Jahre wurde die Charlie Daniels Band eine der wichtigsten Protagonisten des Southern Rock. 1974 organisierte er das erste von mehreren Volunteer-Jam-Konzerten, bei denen Southern-Rock-Musiker auftraten.

In den späten 1970ern, als Southern Rock an Popularität verlor, wandte sich die Musik der Band mehr und mehr in Richtung Country, die Geige wurde zu Daniels’ Markenzeichen. Sie bestimmt auch Daniels’ größten Hit, „The devil went down to Georgia“ (1979). Der Song erreichte Platz 1 der Country-Charts und Platz 3 der Pop-Charts. Von der Country Music Association (CMA) wurde der Song zur Single des Jahres ernannt. Das Folgealbum Million Mile Reflections wurde mehrfach mit Platin ausgezeichnet.

Der Erfolg von „The devil went down to Georgia“ wurde von Charlie Daniels nie wieder erreicht, auch wenn die Band einige andere Hitsingles hatte, wie In America, Long Haired Country Boy, Still in Saigon und The Legend of Wooley Swamp. Die Platten Full Moon und Windows (1980 und 1982) bekamen Gold- und Platinauszeichnungen. Der kommerzielle Erfolg von Daniels nahm ab. Erst 1989 hatte die Band mit Simple Man wieder einen Goldhit. In den 1990er Jahren wurde es ruhiger um Daniels, da er mit seiner traditionell geprägten, kantigen Musik nicht mehr in den Massenmarkt passte. Er verlor sein Plattenlabel und gründete sein eigenes, auf dem er weiter regelmäßig veröffentlichte.

In den 90er-Jahren wurde es dann etwas ruhiger um Daniels. Nach dem Auslaufen eines Plattenvertrages produzierte er seine Alben ausschließlich selbst. 2003 engagierte er sich auch politisch und sprach sich in einem offenen Brief gegen den Irak-Krieg des amerikanischen Präsidenten George W. Bush aus. Nun ist Charlie Daniels im Alter von 83 Jahren am 6. Juli 2020 in Nashville, Tennessee gestorben.

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