Milva, die grosse Dame des italienischen Chansons ist gestorben

In Deutschland war Ihre Fangemeinde besonders groß. Die italienische Chansonsängerin und Schauspielerin Milva ist nach langer Krankheit am 23. April 2021 in Mailand gestorben, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf ihre Tochter berichtete.

Milvas Jugend und erste Karriere Schritte

Milva, bekannt für ihre feuerroten Haare, kam aus kleinen Verhältnissen und hat es auf die ganz grosse Bühne geschafft. Die Sängerin stammte aus dem Ort Goro an der Mündung des Flusses Po in Norditalien. Dort kam sie als Maria Ilva Biolcati am 17. Juli 1939 zur Welt. Sie machte in ihrer Jugend Karriere in Nachtlokalen. Milva gewann einen Schlagerwettbewerb der italienischen Fernsehgesellschaft RAI. Sie nahm wiederholt am Schlagerfestival von San Remo teil. 1961 wurde sie dort entdeckt. Obwohl sie dann noch etliche Anläufe unternahm, beim populärsten Schlagerfestival zu gewinnen, wollte der Triumph nie gelingen. Ihr Tango italiano erreichte 1962 Platz zwei.

Milva, die Brecht Interpretin

Dafür holte sie 1965 Giorgio Strehler nach Mailand ans Piccolo Teatro. Er formte die Schlagerinterpretin zur Diseuse beziehungsweise zur Brecht-Interpretin. In Mailand stand Milva am Piccolo Teatro mehrere Jahre lang als Seeräuber-Jenny in Bertold Brechts „Dreigroschenoper“ auf der Bühne. Milva hatte sich als Brecht-Interpretin einen Namen gemacht.

Die grossen Erfolge

Ihre grosse Zeit war die Zeit der Samstagabendshows, also die siebziger und achtziger Jahre. Keine andere Italienerin wurde so oft eingeladen wie die Frau mit der feuerroten Mähne. Die Landsleute gaben ihr deshalb den Namen „La Rossa“.

Milva wurde ein gerngesehener Gast bei unzähligen Fernsehashows in ganz Europa und sang in mehreren Sprachen: neben Italienisch auf Deutsch, Englisch, Portugiesisch, Französisch, Spanisch, Griechisch und sogar Japanisch. Milva hatte u.a. Edith Piaf, Ennio Morricone, Mikis Theodorakis, Astor Piazzolla und Bertolt Brecht / Kurt Weill im Repertoire. Später sang sie sogar in Bühnenwerken von Luciano Berio wie der Troubadour-Adaption La vera storia.

Ihre Fangemeinde war auch in Lateinamerika, Spanien und Frankreich groß. Italiens Kulturminister Dario Franceschini würdigte die Sängerin als eine große Italienerin, eine Künstlerin, die aus ihrem Heimatland auf die internationale Bühne aufgestiegen ist. Ihre Stimme habe „intensive Emotionen“ bei ganzen Generationen geweckt. Anlässlich ihres Rückzugs aus dem Musikleben im Jahr 2010 äußerte die Sängerin die Einschätzung, sie werde wegen ihrer Mischung aus „Fähigkeit, Vielseitigkeit und Leidenschaft“ in Erinnerung bleiben. Im selben Jahr erschien ein letztes Album mit Canzoni von Franco Battiato.

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